Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/37

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wir es für eine Pflicht des Historikers, den Namen immer zuvor zu etymologisiren, sondern insbesondere deswegen, weil man sich in der letzten Zeit soviel damit beschäftigt hat.

Die älteste Erwähnung des Landes haben wir zu suchen bei Ancharius in seiner Lebensbeschreibung des heiligen Willehad, ersten Bischofs von Bremen. Es heißt hier Thiatmaresgaho, Dithmarsgau[1]. Adam von Bremen nennt die Einwohner Thetmarsgohi, Dithmarsgauer. Warum sollte man nun, gestützt auf solche Quellen, sich noch aufhalten bei den so oft erwähnten Marsen und sie so in Verbindung mit den Römern setzen? warum sollte man sich bemühen, einen alten Grafen Dithmar aufzufinden[2], dem sie unterthänig sein sollten? Der Name selbst führt uns auf das Meer hin, oder die Marsch, die eben als meerisch vom Meere den Namen führt. Auch schrieben sie sich selbst Dithmarschen und so in lateinischen Urkunden: Dithmersi oder Dithmerschi. Wenn wir weiter umherblicken auf andere altsächsische Namen, wie auf die Eismerschen, Wismerschen, so finden wir immer, daß das Meer eine Hauptrolle in denselben spielt. Mag es auch dabei immer zweifelhaft bleiben, ob Dith, wie das lateinische dis, Trennung vom Meere bedeutet, oder Annäherung an dasselbe. – Freilich bleibt uns dabei noch die Frage übrig: ist diese Meinung eine etymologische, also eine wirkliche, oder hat sie irgendeine historische Bedeutung? und letzteres ist wohl im höchsten Grade der Fall. Sie scheint zu ruhen in einer Stelle des Adam von Bremen, Buch 1, Cap. 8, wo er die drei Sachsenstämme in Nordalbingien aufführt. Sie lautet: Trans Albim Saxonum populi sunt tres: Primi ad Oceanum sunt, Thetmarsgohi et eorum ecclesia mater est in Melindorp. Secundi Holsati dicti, a silvis appellati, quas colunt: prope eos fluit flumen Stura; Scanefeld est eorum ecclesia. Tertii

  1. Siehe Excurs II: Der Name Dithmarschen.
  2. Herr Professor Müllenhoff machte mich einst aufmerksam, daß in Dithmar das a lang ist, also nicht umlauten konnte, daß also diese Ableitung sprachlich ausgeschlossen ist. Kolster, Burgen u. s. w.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/37&oldid=- (Version vom 14.6.2018)