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schützen konnten vor der anströmenden Fluth, geht augenscheinlich die Stelle des Plinius, der sich wundert, daß so unglückliche Leute es noch für ein Unglück halten konnten, von den Römern unterjocht zu werden. Auf ihren Wurthen, von den Wellen umgeben, erschienen sie den Schiffenden gleich. Plinius traut ihnen kein Vieh zu, das sie doch wohl haben konnten und nach unsern Erfahrungen auch wohl hatten, wenn man nämlich nur an die Halligenbewohner denkt. Fischfang, meinte er, bringe ihnen hauptsächlich die Nahrung; ihre Netze seien von Binsen; sie brennen getrocknete Erde, d. i. Torf; ihr Getränk ist Regenwasser, gesammelt in Gruben vor den Häusern[1].

Hier möchte es wohl am Orte sein, etwas zu bemerken über die Bedeutungen einiger Wörter, die leicht zu Mißverständniß Anlaß geben könnten. Palus ist nicht Sumpf, sondern Marsch. Aridum heißt die Geest, das trockene Land, im Gegensatz gegen die feuchte Marsch. Auch „Heide“ hatte nicht den Nebenbegriff der Unfruchtbarkeit, sondern es scheint „hoch, Erhöhung“ zu bedeuten: denn heth ist hoch: wie noch jetzt in Schottland Hethland das Hochland ist.

Wenden wir aber unsern Blick hier auf die älteste Bevölkerung Dithmarschens, so ist ein großer Streit, ob sie friesisch oder sächsisch war. Ich glaube nicht abweichen zu dürfen von Adams von Bremen Nachricht, der die Dithmarschen als Sachsen darstellt. Allein man kann auch nicht leugnen, daß zahlreiche friesische Geschlechter später einwanderten, namentlich siedelten sie sich an der Küste an, und besonders in der Gegend von Büsum. Doch wird die nähere Erwähnung dieser Eingewanderten passender später folgen.

Wir könnten nun füglich, wenn wir Lust hätten, den beliebtesten Erzählungen nachfolgen und die dithmarsische Geschichte ins Unabsehliche verlängern; wir könnten die Dithmarschen mit den Galliern vereinigen und so mit ihnen zusammen vor Rom ziehen lassen, so daß alles zu Grunde gegangen

  1. Excurs III: Urzustände der Marsch.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/40&oldid=- (Version vom 14.6.2018)