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als Naturgott dargestellt; später ließ man ihn eingewandert und Mensch sein und mehr mit Zauberkräften als Götterkraft herrschen, damit es um so anschaulicher wäre, daß er überwunden sei vom eingewanderten Christenthum.

Gern möchten wir hier etwas Genaueres sagen von der alten Religion der Sachsen überhaupt, und der Dithmarschen insbesondere. Aber das läßt sich nun einmal nicht thun, denn die Wodan-Religion ist mit einem viel zu festen Schleier umhüllt. Forschen wir genauer nach, so ist alles, was wir kennen lernen, die alten Stätten ihrer gottesdienstlichen Gebräuche, und wir werden statt auf Religionsgeschichte auf Alterthumskunde geführt. Denn alles, was diese Stätten uns zeigen, ist, daß da einmal eine heidnische Gottesverehrung stattfand. Solcher Stätten lassen sich auch bei den Dithmarschen ein paar nachweisen. Im Kirchspiel Albersdorf, zwischen Schrum und Arkebeck, östlich vom Riesenwohld, finden sich noch drei gewaltige steinerne Opfertische, von welchen der erste vom zweiten etwa hundert Schritte entfernt ist; der zweite vom dritten etwa zweihundert Schritte. Das Blatt des größten ist etwa zehn Fuß lang und breit, und drei Fuß dick; er ruht auf fünf großen Steinen, die gleichsam seine Füße bilden. Der ganze Platz ist umgeben von einem Oblong von hohen Steinen, an dessen Ostseite dieser Altar befindlich ist. Die längste Seite des Oblongs hat die Richtung von Süden nach Norden. Das ganze liegt auf einer Wurft von 4 Fuß Höhe. Unter jedem dieser Tische findet sich eine tiefe Höhlung, die wohl dazu gedient haben mag, Blut und andern Abfall von den Opferthieren aufzunehmen. In Boltens Werk ist eine Abbildung dieses Plans geliefert, die aber nicht zum besten gelungen zu sein scheint.

Fragt man nach über diese und ähnliche Plätze in spätern Sagen, so findet man etwas allerdings, aber ohne objective Gültigkeit; die alten Annalen geben gar keine Auskunft. Bei Neocorus wird ihrer auch erwähnt, unter dem Namen „Steenaven“, Steinöfen (die damals für solche Plätze gewöhnliche Benennung). Er erzählt, daß unter dem Volke die Sage

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/43&oldid=- (Version vom 14.6.2018)