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herrschend sei, daß jeder Vorübergehende ein Stück Geld habe hineinwerfen müssen, andere Dinge hätten sie aber nicht annehmen wollen; hätte man z. B. ein Stück Brot hineingeworfen, so wäre es einem wieder vor die Füße gefallen. So glaube man auch, daß ein Besen unter jedem Opfertische liege, und wenn Jemand den Platz rein fege, so finde er einen Schilling dafür. Glücklich wären wir, wenn es noch bei solchen Sagen bliebe; sie haben sich aber noch viel seltsamer ausgebildet. So lesen wir z. B. in Kreutzers Symbolik, fortgesetzt von Mone (ein Buch, das einen seltenen Reichthum an unglaublichen Dingen hat), von letzterem seltsam genug behauptet, er habe in diesen Oblongen und in der Stellung der Opfertische in denselben Aehnlichkeit entdeckt mit der jetzigen Bauart und Einrichtung der christlichen Kirchen.

Ziemlich in der Nähe jener Stätte, südlich von Albersdorf, befindet sich ein solcher Platz, in dem ehemals sehr dichten Walde, mit nur einem Zugange von Westen her, und wo, was allerdings immer beachtungswerth bleibt, der Altar wieder gegen Osten liegt. Diese Stelle nannte man „Brudkamp“, und man findet in diesem Namen die Erklärung, daß auf diesem junge Eheleute hätten zuerst opfern müssen. Wären Carstens’ Entdeckungen wahr, so gäbe es keine sicherere Sache als diese, und dann wären nicht nur nicht ein oder zwei solcher Plätze gewesen, sondern jede Familie hätte ihren eigenen Brutkamp gehabt, auf welchem alle jungen Neuvermählten hätten opfern müssen. Doch unbeachtet der Gültigkeit jener Quellen, so bleibt uns dabei doch mancherlei Bedenken übrig. Namentlich finden wir ähnliche Worte anders übersetzt und erklärt. So wird z. B. an einer Stelle des alten Rechts der Stadt Schleswig c. 103 unter den verschiedenen rechtlichen Behörden „Brutbänke“ in einer Glosse locus judicii übersetzt. Ueberdieß gehört „Brut oder Braut“ zu den Worten von der allerungewissesten Ableitung, und was die Benennung „Kamp“ für einen erhöhten Platz betrifft, so möchte der doch wohl nicht so gar alt sein. So wenig indeß die Bedeutung jenes Worts sich genau nachweisen läßt, so findet doch wenigstens die Vermuthung

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/44&oldid=- (Version vom 14.6.2018)