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Buchstaben in einen Stein hineinmeißeln sollte. Diese Runenschrift ist gewiß die sparsamste, die sich irgendwo in der Welt findet!

Was bliebe uns aber denn hier zu betrachten übrig? Einiges allerdings sehr Wichtige. Zunächst die sogenannten Freiberge, die Carstens von der Verehrung der Göttin Freia erklärt. Neocorus nennt sie Gräber der alten Dithmarschen (Hünengräber). Andere erklären sie für Asyle, wo Verbrecher vor der Strafe gesichert waren. Wir gestehen gerne ein, daß wir mit ihnen in Wahrheit nichts anzufangen wissen, zumal da uns bekannt ist, daß Waldemar II. bei seiner Eroberung des dithmarsischen Landes einen solchen Hügel zur Festung benutzte. Ueber ihre Lage vergleiche man Meiers Karten zu der Chronik von Dankwerth.

Nun wäre es noch übrig, daß wir eine Schilderung der alten Dithmarschen mit Rücksicht auf ihre Lebensweise und Sitten geben. Was die Sitten der Sachsen im Allgemeinen betrifft, so dürfen wir dieß, als allgemein bekannt es voraussetzend, übergehen, zumal da die große Fülle unseres Stoffs uns von nicht durchaus nothwendiger Ausdehnung zurückhält. Dithmarsische Besonderheiten wissen wir aus der heidnischen Zeit durchaus nicht; was Bolten hierüber hat, ist alles aus den Carstens’schen so wenig bewährten Quellen. So liefert er uns eine weitläufige Erzählung der Hochzeitsgebräuche, der Beerdigung, namentlich der Verbrennung der Todten u. s. w.

Was ferner die Ortschaften betrifft, so finden wir mit historischer Gewißheit keine einzige genannt, wenn es allerdings auch sehr glaubhaft ist, daß Meldorf damals schon stand[1]. Es ist auch leicht möglich, daß der Geistliche, den Willehad, erster Bischof zu Bremen, wie wir in seiner Lebensbeschreibung von Anscharius lesen, nach Dithmarschen sandte, nach Meldorf kam und dort seinen Tod fand. Es heißt nämlich in dem angeführten Buche, daß jener Geistliche von Willehad

  1. Excurs IV: Die Alterthümer Meldorfs.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/47&oldid=- (Version vom 14.6.2018)