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gesandt[1], nach Dithmarschen gekommen sei und dort zu predigen versucht habe, daß er aber in der allgemeinen Verfolgung, die 782 alle Missionäre des Willehad traf, von den Dithmarschen erschlagen worden sei. – Wir dürfen uns indeß das Christenthum durchaus nicht als befestigt in Dithmarschen denken vor jener völligen Beendigung des Sachsenkrieges im Jahre 804. Von der Zeit an haben wir Grund, uns Meldorf nicht nur als bestehend, sondern auch als Kirchort zu denken, und zwar als einzige Kirche des ganzen Landes. Denn selbst in jener Zeit waren die Kirchen noch sehr sparsam; so waren im ganzen Nordelbinger Lande nur vier: eine in Hamburg, eine in Meldorf und zwei im Holsteinischen, in Heiligenstedten und Schenefeldt. Adam von Bremen nennt schon Meldorf mater ecclesia von Dithmarschen. Gab es nun gleich schon neben der Kirche zu Meldorf einzelne Bethäuser, so muß man doch Meldorf als den eigentlichen Versammlungsort gottesdienstlicher Handlungen für die Dithmarschen damaliger Zeit ansehen. Es war für sie der Ort zur Vollziehung der Taufe, die in damaliger Zeit keineswegs so schnell und sogleich nach der Geburt vollzogen wurde. Es gab eine vorschriftsmäßige Taufzeit, und diese war von Karl dem Großen gesetzt auf Ostern und Pfingsten, und in der Zeit muß man sich die Kinder der Dithmarschen nach Meldorf hingebracht denken. Nur Krankheitsfälle, die den Tod drohten, ließen in dieser Bestimmung eine Veränderung zu.

Also war ganz Dithmarschen Meldorfer-Döft (d. i. Taufbezirk) und in Meldorf war nicht nur die erste und älteste, sondern auch die einzige Kirche damaliger Zeit, welches wir wiederholt erwähnen, weil auf unbegreifliche Weise die Meinung eingedrungen ist, als gebühre dieser Vorzug Weddingstedt[2],

  1. Es wirft ein nicht unwesentliches Licht auf die Verbindungen Meldorfs mit den Weserufern, daß sofort nach Einrichtung des Bisthums Bremen dessen Missionare hier erscheinen. Ohne Zweifel war der Hafen Meldorfs die Vermittelung, da schon Erzbischof Willerich, der 839 starb, nach Adam von Bremen die Kirche fleißig soll visitirt haben.
  2. Sollte man vermuthen dürfen, daß nach 1447, wo dem Schlüter von Weddingstedt die Ehre zufiel, die auf Weddingstedter Grund und Boden (denn Heide war noch nicht Kirchspiel) gehaltene Versammlung der Achtundvierzig zu eröffnen, und wo im Weddingstedter Kirchenarchiv wichtige Aktenstücke niedergelegt wurden, dieser Kirche eine ehrwürdigere Abstammung sei angedichtet worden?
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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/48&oldid=- (Version vom 14.6.2018)