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und diesem die Verwirrung und schlechte Lage Dithmarschens erzählt habe, weswegen der König das Land mit der Grafschaft Stade vereinigt habe. Daß diese Erzählung ein Märchen von Carstens gewesen ist, zeigt sich um so augenscheinlicher aus einer nähern Angabe von ihm selbst. Jener Dithmar soll nämlich ein Dithmarscher und zwar aus der Familie Boie gewesen sein, aber Schade, daß diese Familie erst erweislich ein paar Jahrhunderte später in Dithmarschen eingewandert ist. Gleichwohl haben manche dieser Sätze Viele getäuscht. Muß man daher Auctorität gegen Auctorität behaupten, so nennen wir den Albert Kranz, der ausdrücklich sagt: „Stadensis comitatus, qui semper annexam habuit Dithmarsiam.“ Wir wollen freilich dem Albert Kranz nicht überall in diesen Beziehungen das Wort reden, vorzüglich wegen seiner Neigung, alles unter Bremen zu bringen; doch müssen wir in dieser Angabe ganz für ihn sein. Ferner findet in solchem Verhalten der Dinge wohl eine Vermuthung Raum, und da ist nun unsere folgende:

Der Ausfluß der Elbe war schon damals, wenn auch nicht so breit als jetzt, doch ziemlich breit, und daher vielfältigen Anfällen, besonders von den benachbarten Skandinaviern, ausgesetzt. Daher gehörte es wesentlich zum nöthigen Grenzschutze, daß daselbst ein comes utriusque ripae eingesetzt wurde[1]. Und in diesem Sinn erklärt es sich leicht, wie eben Dithmarschen und Stade von den ersten Zeiten jener Eroberung an zusammengehören konnten. Beweisen können wir diese Annahmen freilich nicht: aber so wie sich die Geschichte aufthut, finden wir auch Dithmarschen mit jener Grafschaft verbunden.

Bei näherer Bestimmung dieser Grafschaft stellen sich uns aber mehrere Schwierigkeiten entgegen: zuvörderst, welchen Umfang sie gehabt habe im Süden der Elbe, und in dieser Hinsicht

  1. Dehio tritt für das Gegentheil in die Schranken (S. 100). Dagegen ist von Kolster (Burgen, Döffte und Hammen) gerade daraus die Lage der Bökelnburg erklärt.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/53&oldid=- (Version vom 14.6.2018)