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Markgrafschaft Soltwedel, das nachherige Brandenburg, damit zu vereinigen. Bolten ist offenbar durch jene Stelle Helmold’s nicht wenig in Verlegenheit gerathen. Er sucht sich so zu helfen, daß mit dem utriusque ripae nicht die beiden Elbufer, sondern zwei Ufer zweier verschiedener Flüsse gemeint wären, nämlich das Südufer der Elbe und das Nordufer der Weser. Auf solche ängstliche Weise dürfen wir aber nicht verfahren, um die Verwirrung nicht noch mehr vergrößern zu helfen.

Die Geschichte der Grafen von Stade beginnt nicht früher, als unter Otto I. Von ihm wird Heinrich der Kahle zum Grafen von Stade eingesetzt, und ihn dürfen wir als den ersten Grafen daselbst annehmen. Freilich sucht Bolten noch den Vater dieses Heinrich, Namens Lüder, als Grafen von Stade zu gewinnen; dieses jedoch mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit, da Dithmar von Merseburg, der von mütterlicher Seite ein Abkömmling jenes gräflichen Hauses war, uns erzählt, daß Lüder 931 bei Lenzen gefallen sei, ohne alle Erwähnung jener Grafschaft. Also müssen wir uns mit Heinrich dem Kahlen zufrieden stellen, über den wir jedoch nur wenig zu sagen wissen, außer daß er gewiß zu den Gegnern des neu emporgekommenen Hermann Billung gehörte. Denn ohne Zweifel war dem Grafen von Stade auf diesem so schwierigen Posten auch hinreichende Macht anvertraut, und so konnte er dem auf seine neue Größe eifersüchtigen Hermann Billung nicht gefallen.

Heinrich starb 976, vermuthlich mit Hinterlassung von drei Söhnen. Heinrich der Gute hieß der eine, Lüder Udo der andere, und Siegfried der dritte. Von diesen folgt Heinrich der Gute seinem Vater in der Regierung und hat in seiner Regierung mancherlei und bedeutendes Mißgeschick erlebt. – Schon früher bemerkten wir, daß als unsere Hauptquelle das Chronicon des Albert von Stade zu betrachten sein würde, d. h. so weit wir die Geschichte der Dithmarschen behandeln müssen als Theil der Geschichte der Grafen von Stade, wobei wir aber hinzufügen müssen, daß allerdings vieles in seinen Erzählungen

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/55&oldid=- (Version vom 14.6.2018)