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so kannte ihre Wuth keine Grenzen. Sie schlitzten den schon angekommenen Geiseln und den noch übrigen Gefangenen Nasen und Ohren auf, hieben ihnen zum Theil die Hände ab, und dieses traurige Schicksal traf auch den jungen Siegfried, der auch aller Wahrscheinlichkeit nach an den Folgen dieser Mißhandlungen gestorben ist. Obgleich Einige ihn noch länger leben und seinem Vater in der Regierung folgen lassen, so scheint doch, namentlich durch Wittekind in seinen historischen Annalen, klar dargethan zu sein, daß es am richtigsten ist, unserer Angabe zu folgen. – Bei dieser Gelegenheit wird auch zuerst die Stadt Stade erwähnt.

So weit also war das Unternehmen den Normannen gelungen; doch Rache sollte auch sie treffen für das gesunkene Grafenhaus. Bernhard von Sachsen, aus dem Geschlecht der Billunger, und Siegfried, der ja vorzüglich Schuld war an dem mörderischen Ende jenes Ueberfalls, vereinigen ihre Heeresmacht und es wird Rache genommen; eine Niederlage der Normannen erfolgt, nicht, wie Bolten, verleitet von den Carstens’schen Urkunden, erzählt, in Dithmarschen, sondern im südlichen Gebiete von Stade, im Gelinder-Moor, zwischen der Oste und Hamme. Dieser schreckliche Ueberfall der Grafschaft hatte den Entschluß erregt, Bremen, das so lange schon der Sitz des Erzbischofs war, und das in solchen Fällen zu wenig Schutz darbot, mit Mauern zu umziehen. – Dem Grafen Heinrich dem Guten, der 1016 starb, folgt nicht sein Sohn Siegfried, sondern sein Bruder, Siegfried der Aeltere, in der Regierung und dieser regiert bis 1037, und nicht, wie Einige wollen, bis zum Jahre 1034. Ihn belehnte der Kaiser mit der Grafschaft von Stade. Und er behauptet dieselbe noch in ihrer ganzen Ausdehnung; wenigstens dürfen wir uns nicht durch Carstens, dem Bolten freilich gefolgt ist[1], verwirren lassen und die einzelnen Widerlegungen

  1. Es ist aber doch auch Bolten der Fabeleien des D. Carstens am Ende zu viel geworden von einem jüngeren Siegfried, der Dithmarschen besessen habe vor dem älteren, die Bökelnburg befestigt, in Meldorf seiner Burg gegenüber eine Kreuzkirche gebaut, Kirchen in Weddingstedt, Lunden,
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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/57&oldid=- (Version vom 14.6.2018)