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Entfernung vom Schlosse hinfloß, so daß die Gräfin wohl nicht aus dem Schloßfenster in sie habe springen können. Ueberdieß behaupte auch Albertus von Stade, daß diese Gräfin nicht Wallburg, sondern Elisabeth hieß, indem er ausdrücklich sagt: „Rudolphus, qui duxit Elisabeth, sororem Ottocar de Stire.“ Inzwischen folgen wir dem Albertus, der unzählige Irrthümer, besonders was Namen betrifft, begangen hat, nicht ganz. Wir wissen nämlich aus der Genealogie der steirischen Geschichte, daß die Mutter dieser Gräfin Wiliburgis hieß, und so ist es sehr glaublich, daß auch sie so hieß, und daß aus jener zufälligen Namenverwandschaft jene ganze Sage sich bildete. – Was die ganze Sache bestätigt, ist eine andere Erfahrung, nämlich die, daß nicht lange Zeit darauf Hartwig, des Grafen Bruder, als es ihm gelungen war, Rache für die Ermordung seines Bruders an den Dithmarschen zu nehmen, in Böklenburg zum Andenken jenes traurigen Todes eine Kirche erbaute; das wäre denn die zweite jener Kirchen, die wir für die ältesten in Dithmarschen halten müssen[1].




Zweiter Abschnitt.
Vom Jahre 1145 bis auf die Schlacht von Bornhövede, und deren Folgen.


Den erblos erschlagenen Rudolf II. überlebten seine Mutter und sein Bruder Hartwig, der, wie es den jüngeren Söhnen der hohen Häuser in jenen Zeiten gewöhnlich zu gehen pflegte, dem geistlichen Stande geweiht war, und der damals als Domherr in Magdeburg lebte. Er war aber der alten Herrschaft wohl mehr eingedenk, als des geistlichen Standes, und schloß bald einen Vertrag mit seinem Erzbischof, in welchem er ihm

  1. Als Kirchspiel kommt Burg aber erst 1326 vor.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/68&oldid=- (Version vom 14.6.2018)