Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/74

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

seine Habsucht und Ländergier. Das Herzogthum wird vom Kaiser Friedrich I. zu Lehn gegeben dem Herzog Bernhard von Anhalt, dem Bruder unsers Erzbischofs Siegfried, und letzterer bemüht sich nun aufs äußerste, die Lage der Dinge zu benutzen, um die verlorene Grafschaft seinem Erzbisthum wieder zu gewinnen, oder sie noch lieber seinem Bruder zuzuwenden, denn dem Siegfried lag der weltliche Glanz seines Hauses mehr am Herzen, als das Recht seines Erzbisthums, und es gelingt ihm wirklich, sich vom Kaiser Friedrich I. einen Lehnsbrief über die Grafschaft zu erwerben. Wie darf man sich nun wundern, daß in diesem Lehnsbrief Dithmarschen nicht ausdrücklich erwähnt wird. Es machte ja nicht einen Theil für sich aus. Ganz gewiß ist es daher falsch, mehreren Neueren beizupflichten, die dieses herauszudeuten versucht haben; es steht nämlich da: castrum Stadii et burgum, und letzteres haben sie von der Böklenburg erklären wollen. Diese war ja aber schon zerstört, und wo sonst ihrer erwähnt wird, geschieht es nie unter dem Namen Burgum allein, sondern immer Bokholde burgum und ähnlich. Solche Ausdeutungen dürfen auf keine Weise stattfinden, sondern mit jenem Ausdruck war gemeint Burg und Stadt Stade. Aber ebenso unrichtig ist es, wenn man aus jenem Grunde Dithmarschen ausschließen will, denn zu allen pertinentibus Stadii gehörte dieses auch.

Allein mit dieser Erwerbung des Erzbischofs war Graf Adolf von Holstein wenig zufrieden, der Dithmarschen lieber für sich gewonnen hätte. Daß der Erzbischof aber seinem Bruder die Grafschaft gebe, davon wollte Adolf gar nichts wissen, wie er überhaupt von jenem Herzog Bernhard nichts wissen wollte, und gar zu gern sein Holstein auch von ihm frei gemacht hätte. Für seine Ansprüche auf Dithmarschen konnte Adolf auch ein scheinbares Recht anführen, zumal in jenen Zeiten, wo der Zusammenhang der Verhältnisse noch nicht so klar durchschaut werden konnte; er konnte anführen, daß sein Vater einen Zins aus Dithmarschen erworben hätte. Ueberdieß war es die Zeit der Gewaltthätigkeiten, wo häufig ein solches Beginnen gelang. Kurz, Adolf griff zu und bemächtigte

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/74&oldid=- (Version vom 17.6.2018)