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Das Land hatte zur Zeit Gerhards vierzehn Kirchspiele: das Inselkirchspiel Büsum, welches selbst auf einer Insel lag und zu dem mehrere Inseln gehörten (zuerst genannt 1140); Wöhrden (1271); Weslingburen (1281), damals Wislingeburen; Lunden (1140); Delve (1281); Tellingestede (1281); Hennstede (1281); Herstede, später Norder-Hadstede (1281); Herstede, später Süd-Herstede (1140); Weddingestede (1140); Albersdorf (1281); Eddelack (1281); Merna (1281) und Bokholdeborg (erst 1326 erwähnt). Diese vierzehn Kirchspiele machten die kirchliche Einrichtung des Landes aus, und es gab damals noch keine Vereinigung von Kirchspielen oder Taufkirchen, die man später Döfte nannte[1]. – Wollte man einen bestimmten Ort in Dithmarschen bezeichnen, so nannte man eins dieser Kirchspiele; wollte man einen großen Landestheil bestimmen, so nannte man ihn, lag solcher in der Marsch: Norderstrand, im Norden von Meldorf, und Süderstrand, im Süden von Meldorf, und auf der Geest sprach man von Norderhamme und Süderhamme. Gelegentlich wollen wir hier einem Irrthum begegnen, der gemacht hat, daß man mit diesen Benennungen nicht zurechtzukommen wußte. Man bezog die Benennung Hamme nur auf die östlich von Heide gelegene, befestigte Waldgegend, theilte diese in zwei Theile, konnte aber die rechte Norderhamme nicht finden. So verhält es sich aber auf keine Weise. Die Norderhamme ist vielmehr eine viel größere und nördlich von der Heiderhamme belegene Befestigung, welche einen ganzen Bezirk auf der Geest umfaßte, nämlich die Kirchspiele Henstedt, Delve und Tellingstedt, und späterhin, als man die Eintheilung in Döfte hatte, machten diese Kirchspiele mit Albersdorf das Osterdöft aus. So nannte man dieses mit in der Norderhamme. Hamme nannte man sie, weil sie eine Landwehr bildete, den eindringenden Feind hemmte[2]. Nämlich,

  1. Mit taufen, döpen, hat das Wort sicherlich nichts zu thun, sondern mit deftig, derb. (Siehe Kolster, Burgen, Döffte und Hammen.) Nie wird es mit Beziehung auf Kirchliches gebraucht, sondern bezeichnet stets den Amtsdistrict des Vogtes. Siehe Excurs VII.
  2. Excurs VIII: Ueber die Bodengestaltung Dithmarschens.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/82&oldid=- (Version vom 14.6.2018)