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darauf Ansprüche bauten, indem sie denselben eine Unterwerfungsacte nannten, da es doch nur ein amicitiae vinculum war, ein Vertrag, den Beistand betreffend, der außerdem durch spätere Verträge längst aufgehoben war. Wir sehen auch, daß dies bessere Vernehmen bald in das Gegentheil übergeht; ja es ward bald zum Kriege, da die holsteinischen Grafen, uneingedenk des bei der Schlacht von Bornhöved gegebenen Versprechens, in Dithmarschen einfallen. Der Ausgang war für die Grafen unglücklich und begab sich auf eine seltsame Weise: es standen beide Streitkräfte sich einander gegenüber, als ein Kater, Unglück bringend, bei dem holsteinischen Heere vorbeilief; „cattus quidam“ (sagt nach der Latinität seiner Zeit unser Berichterstatter Hermann Corner) „qui creditur fuisse Diabolus“. Die Holsteiner erschraken vor der Erscheinung. Einige wichen derselben aus, Andere scheuchten das Thier; eine allgemeine Unruhe entstand und sie ergriffen die Flucht. Wenn diese Erzählung auch etwas wunderbar lautet, so ist sie darum doch an sich nicht unglaubhaft; denn oft schon verhinderten geringe Umstände große Thaten, oder brachten sie auch hervor. Inzwischen mag auch außer dem Kater (oder, wie Andere wollen, dem Hasen) noch etwas Anderes hinzugekommen sein, was die Holsteiner zur Flucht brachte. – Bei diesem Kampfe sendet der Erzbischof den Dithmarschen Hülfe, woraus erhellt, daß das gute Vernehmen mit ihm muß wieder hergestellt gewesen sein. Bald wurde auch dadurch der Friede zu Stande gebracht, daß der Graf Heinrich I. eine Nichte des Erzbischofs zur Ehe nahm, und seitdem scheint der Erzbischof sogar geneigt gewesen zu sein, für den Gemahl seiner Nichte selbst mit Gefährdung der Rechte Dithmarschens und seines Erzbisthums manches zu thun. Der Erzbischof besaß viele Privatgüter in Dithmarschen; diese schenkte er dem Grafen, und außerdem, wenn wir Bolten glauben, die Kirchspiele Delve und Tellingstede; allein es lagen vielmehr jene Güter in diesen beiden Kirchspielen, wie es sich ausgewiesen hat, und daher entstand jener Irrthum Boltens.

Giselbert starb 1307. Während seiner Regierung hörte

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/85&oldid=- (Version vom 29.8.2018)