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Hamburgern entstand. Wechselseitige Klagen erhoben sich; dazu kam noch ein wirklicher Grund der Feindseligkeiten.

Es lebte damals im Kirchspiel Weslingburen ein übermächtiger Mann, Rolves Karsten[1], der überfiel mit seinem Anhange Hamburger Truppen, ohne daß ein Landesbeschluß es gewollt, und fügt ihnen bedeutenden Nachtheil zu. Ferner verbrennt er vorzüglich mit den Büsumern eine Anzahl Hamburger Schiffe auf der Elbe 1430. Die Hamburger, die Schiffe erwarten und absenden wollen, senden 600 ihrer Männer bewaffnet die Elbe hinab, unter Anführung des Rathsherrn Svartekop. Diese bekamen Lust in Dithmarschen zu plündern, wurden aber aus den Dörfern zurückgeschlagen und größtentheils niedergemacht. Gegen den R. Karsten trat auf im Lande selbst Krusen Johann mit einer Gegenparthei und wird von den Hamburgern unterstützt. So entsteht ein gar unglücklicher bürgerlicher Krieg, der lange Zeit zum Verderben des Landes anhält.

Endlich vereinigen sich acht Kirchspiele im Norden des Landes, der innern Fehde überdrüssig, um gemeinsame Schritte zu ihrer Beendigung zu thun; sie knüpfen mit den Hamburgern Unterhandlungen an, welche das Ende des Kampfes herbeiführen, aber die zugleich, wenn nicht alles trügt, eine dauernde Umbildung der dithmarsischen Genossenschaft bewirken. Bis dahin kamen die Vögte, Rathgeber, Beschließer, Geschlechter in Meldorf zusammen. Aber in Meldorf hat man nur ein Ohr für den Kampf, darum muß man den Ort der Versammlung verlegen und tritt zusammen, da wo sich die Wege der Einzelnen kreuzen, „auf der Heide“. Der natürlichste Weg zu erforschen, wann dieß geschehen, ist der, zu fragen, wann Heide Stadt geworden ist. Es wird nicht genannt in Urkunden, wo, hätte es bestanden, es nicht hätte fehlen können. Allein 1434 kommt Heide zum ersten Mal vor[2], gerade in dieser Rolves

  1. Excurs XVI: Die Händel zwischen Rolves Karsten und Krusen Johann.
  2. In der freilich erst nach Dahlmanns Collegium entdeckten Urkunde bei Michelsen, Urkundenbuch, S. 46, unterm Jahr 1404: „Item de vromen Lüde in dem dorpe to der Heide.“
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/99&oldid=- (Version vom 14.6.2018)