Seite:Geschichte Ort und Parochie Göda.pdf/27

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stereotyp ist die Bemerkung von ihrer Seite auf den Kirchenanlage-Circularen: „Dieser Sache nehme mich nicht an, die weiln wir nicht richtig nach Göda gepfarret sind.“ Es ist einleuchtend, wie hemmend dieses Verhältniß auf alle gemeinsamen Unternehmungen wirken und welche Mißhelligkeiten es herbeiführen mußte. Jahrhunderte lang bis in die Neuzeit hat unser Kirchenwesen darunter zu leiden gehabt und die Zwistigkeiten arteten zuweilen in Erbitterung und Feindseligkeit aus. 1808 beantragten die erbländischen Parochianen, daß endlich die Lausitzer entweder fest eingepfarrt oder aber gänzlich ausgeschlossen werden möchten. Im letzteren Falle würde man das Diaconat einziehen, die Gebäude verkaufen und die Grundstücke verpachten. Für den Erlös getraue man sich die noch übrigen Gebäude ohne Anlagen zu erhalten und der Pfarrer könnte das kleinere Kirchspiel dann ganz bequem allein verwalten. Der Antrag führte zu ernsten Verhandlungen. Durch Bescheid der Behörde auf den Verhandlungsbericht wurden die weitesten Lausitzer Dörfer nach Schmölln, Pohla, Neschwitz, Gaußig und Uhyst gewiesen, resp. dabei belassen; den noch übrigen 27 Lausitzer Dörfern wurde der Bau einer neuen Kirche empfohlen, und als Ort dazu das ganz an der Grenze liegende Groß-Welka vorgeschlagen. Hiervon mußte natürlich ohne Weiteres abgesehen werden; über einen anderen Ort konnte man sich aber ebenso wenig einigen und so blieb die Sache beim Alten, nur mit dem wichtigen Unterschiede, daß von nun an die Lausitzer verpflichtet waren – bis sie eine eigene Kirche hätten – mit den Erbländischen gleiche Lasten zu tragen. Zum Bau einer neuen Kirche kams aber weder jetzt, noch später; auch die Offerte der Herrschaft von Oberuhna von 1801, den Platz zu Kirche, Schule, Pfarre, Garten und Kirchhof unentgeldlich abtreten zu wollen, wurde nicht acceptirt. Erst in den dreißiger Jahren des jetzigen Jahrhunderts kam es zur völligen gesetzlichen Einpfarrung und Herstellung einer sicheren festen Ordnung der Parochialverhältnisse. Die Parochie besteht jetzt aus folgenden Ortschaften: 1) Göda, 2) Birkau, 3) Bloaschitz, 4) Bolbritz, 5) Buscheritz, 6) Cannewitz, 7) Carlsdorf mit Vogelgesang, 8) Coblenz, 9) Dahren, 10) Dobranitz, 11) Döberkitz, 12) Döbischke, 13) Großseitschen, 14) Jannowitz, 15) Kleinförstchen, 16) Kleinseitschen, 17) Leutwitz, 18) Löschau, 19) Muschelwitz, 20) Nedaschitz, 21) Neubloaschitz, 22) Neuspittwitz, 23) Niederuhna, 24) Oberförstchen, 25) Oberuhna, 26) Pietschwitz, 27) Potschaplitz, 28) Praga, 29) Preßke, 30) Prischwitz, 31) Rothnaußlitz, 32) Schmochtitz, 33) Semmichau, 34) Siebitz, 35) Sollschwitz, 36) Spittwitz, 37) Schwarzwasser, 38) Skala, 39) Techritz, 40) Wölkau, 41) Zischkowitz.

Nach der amtlichen Volkszählung von 1871 zählte die Parochie 4466 Seelen in 743 bewohnten Hausgrundstücken. Die Zahl der Rittergüter ist 18; der Nationalität nach zerfällt die Parochie in ca. 3/4 Wenden und 1/4 Deutsche. Mit sehr geringen Ausnahmen ist die Bevölkerung evangelisch-lutherisch. Die wenigen zerstreut lebenden Katholiken sind nach Krostwitz und Bautzen eingepfarrt.

Empfohlene Zitierweise:
Peter Lieschke: Zur Geschichte des Ortes und der Parochie Göda bei Bautzen. J. E. Schmaler, Bautzen 1876, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Ort_und_Parochie_G%C3%B6da.pdf/27&oldid=- (Version vom 1.8.2018)