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Kirche ein Exemplar geschenkt. Zwanzig Jahre hatte Frenzel daran gearbeitet und wie mit dem Grundtexte, so mit der polnischen und böhmischen Uebersetzung gegen einander gehalten, auch auf Befehl des Churfürsten Johann George II. von einigen der wendischen und Grundsprachen kundigen Gelehrten censiren lassen. Weil er aber wegen Blödigkeit des Gesichts die Handschrift vor dem Drucke nicht nochmals durchsehen konnte, so überließ er solches seinem ältesten Sohne, M. Abraham Frenzel, Pfarrer zu Schönau, und hatte noch in seinem Sterbejahre die Freude, das ganze Neue Testament wendisch im Drucke zu sehen.

Er hatte auch Antheil an der Uebersetzung des Psalters, Budissin 1703, gab die Kosten zur Anschaffung der nöthigen wendischen Lettern zum Druck des Evang. Matth. u. Marcus, verfaßte außer dem N. T. noch einige andre Schriften un8 starb 1706 den 29. Juni. (S. Otto’s Schriftstellerlex. 359).

Der Uebersetzer der ersten wendischen Postille war

George Dumisch,

geb. in Wölkau, Par. Göda, den 18. Febr. 1679 als Sohn des Erb- und Lehnrichters George D. daselbst. Er studirte in Wittenberg, wurde 1726 Pfarrer in Räschen unter Großenhain, 1734 Archidiaconus in Senftenberg, 1742 Pfarrer in Lauta bei Großenhain, starb im Februar 1753.

Auf Anordnung der Oberlausitzer Stände übersetzte er (als Candidat): M. Langhanß Kinderpostille in die wendische Sprache. Budissin 1718; außerdem auch noch Grünewalds Katechismus, das Buch Jesus Sirach, die Geschichte vom Drachen zu Babel und das Gebet Asariä (Otto’s Lex. 271).

Zum Schlusse möge noch die Biographie eines einfachen Landmannes aus Göda hier ein Plätzchen finden, der seiner Zeit als Sprachgenie weit und breit genannt und gerühmt wurde. Sein Name ist

Johann Gelansky.

Er war zuletzt Churfürstl. Sächs. Straßenmeister in Göda. Geboren war er in Gnaschwitz bei Bautzen den 3. Nov. 1699 als Sohn eines dasigen armen Landmannes Matthäus G. Nachdem er in der Dorfschule seines Geburtsortes ziemlich deutsch lesen und schreiben gelernt hatte, beschäftigte ihn der Schulmeister damit, daß er ihn lateinische Vocabeln und nach dem Donat decliniren und conjugiren lehrte, welches den ersten Grund zur Liebe für fremde Sprachen bei ihm legte. Weil aber, da er auch das Rechnen lernen wollte, nun seine Eltern wöchentlich 1 Groschen Schulgeld zahlen sollten, so sahen sie es zwar so ein Jahr mit an, nahmen ihn aber aus Armuth, wie wohl ungern, aus der Schule, nachdem er es innerhalb 4 Schuljahren zu einer hinlänglichen Kenntniß des deutschen Katechismus, Lesens und Schreibens, wie auch des Declinirens, Conjugirens und einer Menge lateinischer Vocabeln

Empfohlene Zitierweise:
Peter Lieschke: Zur Geschichte des Ortes und der Parochie Göda bei Bautzen. J. E. Schmaler, Bautzen 1876, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Ort_und_Parochie_G%C3%B6da.pdf/47&oldid=- (Version vom 1.8.2018)