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man die Geldspenden zu vermeiden, zahlt dagegen Miethe, Gartenpacht und Kleidung nach Bedürfniß. Ungefähr 700 Thlr. werden jährlich dazu verwendet und im Verhältniß genießen die Fabrikarbeiter die geringste Unterstützung, wahrscheinlich als Folge der Krankenkassen. Die Invaliden- und Alterversorgungs-Anstalt wird größere Ersparnisse herbeiführen.

Das Verhältniß der Armen zur Bevölkerung beträgt ungefähr 5%. Unterstützung ohne irgend eine Gegenleistung sollte nie bewilligt werden, deshalb organisire man die Handarbeit für die sich meldenden Firmen. Das Unglück verdient Hülfe; Faulheit und Müssiggang dagegen Zwang und Strafe.


Das Schiedsgericht

besteht seit 1853 und bekehrt durch seine Vortheile selbst die früheren Zweifler. Die meisten Fälle werden endgültig durch Vergleich entschieden.

Das Verfahren ist durchaus kostenfrei und jährlich kommen über zwanzig abgemachte Sachen vor.

Wir hoffen, daß die Zeit naht, wo die Namen der Wetter’schen Bürger beim Kreisgericht meist verschwinden, wo der Hausvater einsieht, daß Prozesse gar häufig die Familie verderben und jedenfalls den Frieden untergraben.


Die Invaliden und Altersversorgungs-Kasse

ist die jüngste gemeinnützige Schöpfung, welche leider unbegründeten Widerspruch gefunden hat; die größten Schreier haben meistens die falschesten Begriffe von der bestrittenen Sache. Jeder Mensch trägt die moralische Verpflichtung, in der Jugend und in den Tagen der Arbeitskraft und des Verdienstes für die Gebrechen seines Alters zu sorgen, und jede Gemeinde hat das Recht, ihre Glieder dazu anzuhalten. Die Verhältnisse des Arbeiters erlauben nur wöchentliche Ersparungen groschenweise zu machen; diese kann nicht er, sondern nur die Sparkasse mit Zins zu Zins rentbar anlegen.

Die Einzahlung des Arbeiters geschieht nicht im Interesse Anderer, sondern für sich und seine Familie; außerdem erwächst ihm der Vortheil, den Zuschuß des Arbeitgebers ebenfalls zugeschrieben zu erhalten – so wird unmerklich ein Kapital gesammelt, welches bis zum 60. Jahre

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Harkort: Geschichte des Dorfs, der Burg und der Freiheit Wetter. Gustav Butz, Hagen 1856, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Wetter.pdf/48&oldid=- (Version vom 1.8.2018)