M. v. K.: Geschichte der abgesetzten Feyertage in den ritterschaftlichen evangelisch-lutherischen Gemeinden Obbach, Euerbach, Niederwehrn | |
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der Kirche – an die Arbeit? – nicht doch! ins Wirthshaus. An eigentliche Arbeiten ist noch immer nicht zu denken, und bey Überschwemmungen, Mißwachs, Krieg und Seuchen et cet. hat der erbitterte Heilige die Hand im Spiel. Die leidige Klage: „alles ist besser gewesen, ehe die Feyertage abgesetzt wurden“ ist noch immer allgemein unter dem Pöbel hohen und niedern Standes.
Endlich auch die Schweinfurter Jahrmärkte, welche daselbst der Beschränkung der Feyertage noch viele Decennien hinderlich seyn werden, und die damit verknüpften Lustbarkeiten lassen den benachbarten Landmann den Verlust des privilegirten Müssiggangs nicht vergessen. Von Bier und Wein, von Schmauß und Tanz ist auch in hiesigen Gegenden der Bauer ein Freund, und dazu wird der entzogene Feyertag applicirt. Alles strömt an solchen Tagen in die Stadt, und kehrt voll im Kopf, und leer im Beutel wieder zurück.
Wie viel muß noch zusammenpassen, wenn der Zweck, den man bey Absetzung der Feyertage vor Augen hatte, erreicht werden soll.
M. v. K.: Geschichte der abgesetzten Feyertage in den ritterschaftlichen evangelisch-lutherischen Gemeinden Obbach, Euerbach, Niederwehrn in: Journal von und für Franken, Band 6. Raw, Nürnberg 1793, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_der_abgesetzten_Feyertage_in_den_ritterschaftlichen_evangelisch-lutherischen_Gemeinden_Obbach,_Euerbach,_Niederwehrn.pdf/10&oldid=- (Version vom 22.8.2016)