Seite:Geschichte des Dt Buchhandels 1 02.djvu/081

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nachgewiesen werden kann. Ebenso ist nirgendwo gesagt, daß er die Presse, welche den Gegenstand seines Legats bildet, bereits in Leipzig besessen, nirgends, daß er 1479 sie mit nach Leipzig gebracht habe. Auch ist aus der ganzen Zeit von 1479 bis 1491 nicht ein einziger Druck erhalten, der den Namen Frisners trägt, obwohl dieser sich schon während seiner nürnberger Thätigkeit in den Schlußschriften zu nennen pflegte. Hatte Frisner aber wirklich in Leipzig eine Presse, so gehörte er zu denjenigen Gelehrten seiner Zeit, welche wohl eine Druckerei zu ihrem Vergnügen besaßen, aber nimmermehr fremde Druckwerke ausführten. Darf man ihn nun nicht als gewerbsmäßigen Drucker bezeichnen, so kann auch der oben erwähnte Langnickel in keine Beziehung zu ihm gebracht werden. Die Sache ist jedenfalls nicht klar, was sollte einen Buchdruckergesellen – ein solcher war Langnickel nach der Geringfügigkeit des von ihm schuldig gebliebenen Steuerbetrags – veranlaßt haben, an einem Orte zu wohnen, wo er keine Gelegenheit zu Verdienst hatte?

Der früheste bisher sicher nachgewiesene Druck Leipzigs ist eine im Jahre 1481 am 5. Oktober daselbst vollendete Schrift des italienischen Dominikaners Annius von Viterbo von 48 Quartblättern: „Glosa super Apocalipsim.“ Diese auf die Unterwerfung der Türken bezogene Auslegung der Offenbarung Johannis ist der wörtliche Nachdruck eines italienischen Drucks von 1480. Der leipziger Drucker nennt sich nicht, ist auch an seinen Typen nicht zu erkennen, da diese von allen Charakteren der leipziger Drucker abweichen. Panzer nennt ebenfalls ohne Druckernamen noch einen leipziger Druck, welcher dem Jahre 1482 angehört, „Propositiones astrologicae XV“ von Martin Polich. Der erste nachweisbare leipziger Druck, der einen Druckernamen trägt, wurde am 26. August 1484 vollendet und ist aus der Presse von Markus Brandis hervorgegangen. Es ist eine der zahlreichen unter dem Namen „Regimen Sanitatis“ uns ähnlichen Titeln erschienenen hygieinischen Schriften jener Zeit und enthält 38 Blatt in Quart, deren Verfasser der Erzbischof von Prag, Albicius (gestorben 1427), war. Die Überschrift lautet: „Tractatus de regimine hominis compositus per magistrum dnm. dnm. Albicum, archiepiscopum Pragensem“, das Impressum aber : „Impressum in Lipczk per Marcum brand. Anno dni. MCCCCLXXXIIIj, XXVI; die Mensis Augusti.“

Des Namens Brandis (häufig Brandiß, auch Brandisz) lassen sich

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/081&oldid=- (Version vom 1.8.2018)