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In Papieren, welche Dürer zu Zeichnungen benutzt hat, findet sich das nürnberger Wappen (senkrecht geteilter Schild, in der linken Hälfte der halbe Reichsadler, die rechte Hälfte schräg gestreift), ferner das Wappen von Schrobenhausen in Oberbayern (wagerecht geteilter Schild, oben Bärenkopf, unten geweckt), das augsburger Wappen (der Tannenzapfen), ferner ein Schild mit einem Mohrenkopf – vielleicht Lauingen an der Donau, der Geburtsort des Albertus Magnus. Ein Turm ist das Wappen von Ravensburg. (Vgl. Anm. 25.) Ob das Einhorn dem Wappen von Amiens entlehnt worden sei, wie Sotzmann wenigstens als möglich zuließ, ist wohl zweifelhaft, da dieses Fabelwesen schon wegen seiner Rolle in der Legende leicht an verschiedenen Orten als Abzeichen gewählt werden konnte. Der Einhornkopf findet sich auch bereits in einem paduaner Manuskript von 1355, 1357 in Holland, dann 1391 in Nordfrankreich und ebenso im 15. Jahrhundert sehr merkwürdigerweise zwei einander den Nacken weisende Einhornköpfe, die in ganz ähnlicher Art verbunden sind, wie an den altpersischen Einhornkapitellen. Das ganze Tier kommt schreitend (Nordfrankreich, Utrecht, Köln), liegend (Südfrankreich), aufgerichtet (Florenz), mit einem Schwert, mit einem Gürtel u. s. w. im ganzen 15. Jahrhundert vor.

In einzelnen – seltenen – Fällen läßt die Art der Zeichnung auf die Herkunft der Marke schließen. So können ein kniender Engel Gabriel und ein gekrönter Profilkopf, welche in Briefen Michel Angelo’s nachgewiesen worden sind, nur für italienisch angesehen werden; die Schildform wurde bereits erwähnt. In der Regel aber ist auf die Herstellung der Metallmarke zu wenig Sorgfalt verwendet worden, als daß man stilistische Schlüsse darauf bauen dürfte.

Daß der Ochsenkopf nicht auf das Wappen der Holbein zurückzuführen sei, steht längst fest, und am meisten Wahrscheinlichkeit hat, daß die Papierer, als Kunstverwandte der Maler u. s. w., sich jenes Symbol des Patrons der St. Lukas-Gilde angeeignet haben. Es kommt (nach Sotzmann) bereits 1310 am linken Rheinufer vor, 1312 in Nürnberg, 1315 in dem obenerwähnten Dokument von Cammin, 1340 in Nordfrankreich, 1354 im Haag, 1355 in Padua, 1378 in Lucca, in demselben Jahrhundert auch in Belgien und im nächstfolgenden überall. Nach Unterschieden an diesem Wasserzeichen in verschiedenen Ländern ist eifrig geforscht, aber wenig Sicheres ermittelt worden: die Hörner des

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Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_04.djvu/012&oldid=- (Version vom 1.8.2018)