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zu ersticken und Bayern gegen jede Berührung mit dem protestantischen Deutschland abzusperren gewusst hatte, wackere Männer es unternommen, erst in der Stille, dann laut und öffentlich mit Wort und Schrift gegen Priesterdruck und Möncheswahn zu streiten. Die den Jesuiten zum Trotz in der Hauptstadt des Landes 1759 gegründete Akademie der Wissenschaften bildete den Vereinigungspunkt für die Vorkämpfer einer vernünftigen Aufklärung. Heilsame Anregungen gingen von hier aus auf weitere Kreise über. Die schlummernden Geister wurden geweckt, und die frischen, kräftigen Triebe, welche dem bayrischen Volksstamme entkeimten, belehrten auch die Zweifler, dass jahrhundertelanger Druck, bei Mangel an Luft und Licht, wohl jenen gebeugt und im Wachstum gehemmt, nicht aber, dank seiner unverwüstlichen Kraft, ihn gebrochen und der Verdorrung preisgegeben habe.

Was die Hoffnung der Freunde des Volkes befestigte, war namentlich die Verbesserung des Unterrichtswesens, woran Männer wie Ickstatt, Braun und andere mit ausdauerndem Mut und liebevoller Hingebung arbeiteten. Hatten die Jesuiten einst schon im 16. Jahrhundert das in seinen Anfängen bestandene Volksschulwesen systematisch untergraben, so wurde jetzt, namentlich unter Brauns tätiger Teilnahme, die Neubegründung desselben versucht, und die nicht minder notwendige Reform des Gymnasialunterrichtes, der den Jesuiten nur als Mittel, die Geister zu knechten, gedient hatte, wenigstens seit der Zeit mit Aussicht auf Erfolg in Angriff genommen, als durch das Breve des Papstes Clemens XIV. vom 21. Juli 1773 die Auflösung des Ordens Jesu ausgesprochen war. Das sehr bedeutende Vermögen der Gesellschaft, von der kurfürstlichen Regierung jetzt ganz für Bildungszwecke bestimmt, schien hinlängliche Mittel für einen systematischen, allen Bedürfnissen genügenden Neubau des Unterrichtswesens zu bieten. Der greise Ickstatt vor allen ging dabei von den höchsten Gesichtspunkten aus. Grosse Pläne wurden entworfen, Gutachten über Gutachten eingeholt, bis im Jahre 1774 auch glücklich eine Schulordnung zustande kam, von der man das beste hätte erwarten können, wenn sie tatkräftig, aller Hindernisse ungeachtet, wäre durchgeführt worden. Die Hindernisse freilich, welche einer tiefgreifenden Unterrichtsform sich entgegenstellten, waren belangreich genug. Es fehlte für die mittleren wie für die niederen Schulen an allen auch nur notdürftig

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_006.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)