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Pius P. P. VI.
Verehrungswürdiger Bruder!
Gruss und apostolischen Segen!

Zu Unserem allergrössten Leidwesen haben Wir aus Deinen Zeilen vom 11. Mai ersehen, dass die Sekte der Freimaurer, welche gegenwärtig einen neuen Aufschwung zu nehmen scheint, ihren Sitz in der Hauptstadt München aufgeschlagen hat und dass sie, was Uns noch mehr beunruhigt und auch von Deinem Nuntius selbst bezeugt wird, in der jüngsten Zeit sich weiter ausbreitet und im geheimen ihren Ansteckungsstoff fast durch die ganze Welt verbreitet. Und doch kann es durchaus nicht bezweifelt werden, wie verderblich für die Menschheit die Berührung mit jener Pest ist, wie sehr dieselbe die Religion und die königliche Macht schädigt; und wenn die Gesetze und die Anschauungen derselben auch nur teilweise an die Öffentlichkeit gedrungen sind, so ist doch mehr als hinreichend über dieselben bekannt geworden, um zu wissen, dass Gesellschaften der Art von Tag zu Tag fluchwürdiger erscheinen. Dies gewinnt noch an Deutlichkeit durch die Dokumente, welche Du Deinem Schreiben beigelegt hast. So nehmen Wir denn, verehrungswürdiger Bruder, in noch verstärktem Masse Deinen Fleiss in Anspruch, dass Du alles sammeln und Uns und dem apostolischen Stuhle einsenden mögest, was für die katholische Religion von Nutzen ist und Unsere oberhirtliche Sorge und Wachsamkeit weckt, indem Du dabei der Sitte der Väter und Bischöfe folgst, die schon seit den ersten Jahrhunderten bestanden hat, alle wichtigen Vorgänge, wo sie sich auch immer begeben mögen, der römischen Kirche, aller Kirchen Mutter und Lehrerin, zu vermelden und von dort im Falle von Schwierigkeiten Hilfe und Trost zu erbitten. Neben Deinem Uns hocherfreulichen Bemühen und Deinem Uns mitgeteilten bischöflichen Eifer waren für Uns in Unserer Bekümmernis ein ansehnlicher Trost die Dekrete Unseres demütigen, geliebtesten Sohnes in Christo, des Herzogs Karl Theodor von Bayern und Grafen von der Pfalz, die im allgemeinen gegen derartige geheime Bruderschaften und Versammlungen, speziell aber gegen die Freimaurer gerichtet sind, deren Gesellschaften er strengstens unterdrückt und ächtet. Dieses weise und günstige Verhalten desselben fügt zu seinen übrigen Tugenden noch eine Mehrung seines wahren Lobes und Glanzes. Nunmehr, ehrwürdiger

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_013.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)