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und überliess ihm die Ausarbeitung und Ausführung mancher inneren Reform. Vergeblich suchte man den bewährten Mann aus der Gunst des Kurfürsten zu verdrängen, es gelang nicht, vielmehr wurde er mit dem Range eines wirklichen Geheimen Rates und unter gleichzeitiger Beförderung zum Administrator des freien Landgerichtes Hirschberg und Vizepräsidenten des kurfürstlichen Rates zu Ingolstadt mit dem Amt eines Direktors der Universität und mit der Professur für deutsches Staatsrecht, für Natur- und Völkerrecht, sowie für Kameralwissenschaft betraut. Die alte bayrische Landesuniversität, welche im Zeitalter der Reformation als Pflanzstätte theologischer Gelehrsamkeit galt, entsprach schon lange nicht mehr ihrem alten Ruhme.— Während andere Hochschulen Deutschlands sich bei Eintritt des 18. Jahrhunderts aus der überlieferten Barbarei emporrangen, war Ingolstadt von keiner Neuerung berührt worden. Maximilian Joseph erkannte die Notwendigkeit an, die, wie er selbst sagte, »durch eingefallene schwere Kriegstrubel und andere Zufälle von ihrem ehemaligen Flor weit abgekommene Universität pro bono publico wieder empor zu bringen« und ernannte zu diesem Zweck im Sommer 1746 Ickstatt zum Direktor der Hochschule und zum ersten Professor in der juristischen Fakultät.

Ickstatt hatte nicht nur die Aufgabe, mit Rektor und Senat auf die bestmöglichen Vorkehrungen zur Hebung der Universität bedacht zu sein, sondern auch den misslichen, bestimmt formulierten Auftrag, die Professoren zur genauen Befolgung der kurfürstlichen Verordnungen anzuhalten und nötigenfalls zur Verantwortung zu ziehen.

Mit seiner Lehrtätigkeit als Professor des Natur- und Völkerrechtes, der Polizei und Finanzwirtschaft betrat Ickstatt ein bisher in Ingolstadt gänzlich unbebautes Feld, zu dessen Bearbeitung Ernennungen notwendig wurden. Infolgedessen wurde auch Weishaupts Vater als Professor der juristischen Fakultät aus Würzburg nach Ingolstadt berufen.

War durch diese Neuerungen die juristische Fakultät allerdings verjüngt, so blieb die Professur des kanonischen Rechtes jedoch in den alten Händen, die der landesherrlichen Einwirkung so ziemlich entzogen war. Diese, wie die ganze theologische und philosophische Fakultät befand sich im Alleinbesitz des Ordens, welcher seit zwei Jahrhunderten die Universität beherrschte. Neben den Mitgliedern der Gesellschaft Jesu konnten die paar unglücklichen Mediziner, welche, unbekannt

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_019.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)