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reifer Überlegung, aus gewisser Erkenntnis und aus der Fülle apostolischer Macht die erwähnte Gesellschaft auf, unterdrücke sie, lösche sie aus, schaffe sie ab.« —

Man mag nun über die Jesuiten denken wie man wolle, eines wird man ihnen nicht abstreiten können, nämlich, dass sie zu jeder Zeit über tüchtige Lehrkräfte verfügten, die imstande waren, wenn auch in ihrem Sinne, ihren Platz auszufüllen, weil sie das Wissen ihrer Zeit beherrschten. In einem Lande wie das damalige Bayern, in dem das Schulwesen unglaublich danieder lag, in dem es an Lehrkräften allenthalben fehlte, war man dadurch gezwungen, den jesuitischen Professoren die Lehrstühle wieder zu überlassen, falls man die Universität nicht aus Mangel an Lehrkräften schliessen wollte. Durch diese[WS 1] Toleranz, erzwungen von der Notwendigkeit, wurden selbstverständlich Zustände geschaffen, die den Boden gaben für allerhand Intriguen, Streitereien und Verleumdungen, deren Weishaupt nach seinen Angaben sich ganz besonders erfreuen durfte. Dass das richtig ist und keinesfalls der Begründung entbehrt, beweisen die Briefe desselben, sowie die seines Protektors Ickstatt, welche beide an den Geheimrat Lori (ein Schüler Ickstatts und neben ihm Mitdirektor der Universität) richteten und im Königl. Bayr. Geheimen Staatsarchiv aufbewahrt werden.

Bevor wir auf diese Briefe näher eingehen, veröffentlichen wir einen Brief aus den Lippertschen Akten, der geeignet ist, ein klares Licht auf die Universitätszustände zu werfen, auf das Verhalten Ickstatts, Weishaupt gegenüber, und der Gründe, weshalb Professorenstellen erbeten wurden.

No. 82 der Lippert-Akten.

Hochedl gebohrener, hochgelehrt,
Sonders Hochgeehrtester Herr!

Nach dem mich von Einer kleinen Unbässlichkeit Erhollet, so komme ich meine Danksagung vor alle mir in München Erwissenen Höflichkeiten zu machen, und mich umb dero beiderseitigen wohlstand zu Erkundigen, die ich dann hoffe solche zum bessten seyn, betaure auch sehr, dass Herr von Abendorfer mit seynem Gesuch nit reussirt hat, welches ihm und mir vertreglich währe.

in München geht Es arthig zu, mir sagte man Es würd keine Professur nit aufgestellt, weillen ohne das umb Einer zu vill, und da ich nachher nach Hause komme, Vernimm ich das


  1. Vorlage: dlese
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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_029.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)