Seite:Geschichte des Illuminaten-Ordens (Engel) 037.jpg

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sollte es denn nicht möglich seyn, das künftiges Jahr unsere Facultät durch einen activ Redner geholffen würde wozu ich keinen besseren kenne als Herrn Kanzler Thomasini. sollte dieses nicht sein können, so will ich nächstes Jahr die Kirchen Historia fahren lassen und ein drittes Vor die ausländer notwendiges Collegium Pandecten oder Jus Publicum über mich aushören, denn in diesen beyden glaube ich sollten die bessten Leut angestellt werden, weill sie die ausländer Am meisten anziehn. Kurz unsere Facultät ist in Docenda die schlechteste. – –


Zu diesem Brief ist die Erklärung zu geben, dass Professor Weinbach ein Verwandter Adam v. Ickstatts war. Noch vor dem Tode des kränklichen Peters v. Ickstatt – letzterer fungierte, wie wir schon angaben, als Vertreter des Direktors – wurde Weinbach zur Unterstützung desselben mit den Vorlesungen über Institutionen, Natur- und Völkerrecht betraut, um als Ordinarius später die Erbschaft des Verstorbenen anzutreten. Weinbach hatte als Verwandter einen starken Rückhalt an Adam v. Ickstatt und suchte ihm ergebene Leute als Professoren anzustellen. Namentlich war es ein gewisser Rhormüller, der von ihm protegiert wurde, jedoch Weishaupt und anderen Professoren gar nicht genehm war. Hierüber entbrannte ein heftiger Kampf, der, wie aus den im Münchener Archiv bewahrten Brief ersichtlich, schliesslich eine solche Schärfe erhielt, dass ein Bruch zwischen Weishaupt und Ickstatt die Folge war.

Dieser Briefwechsel wird von Gegnern Weishaupts ganz besonders gern als ein Beweis seiner Verleumdungssucht und Herrschsucht angezogen, wer jedoch vorurteilslos deren Inhalt liest, die sämtlichen Umstände, namentlich das unerquickliche Verhältnis unter den Professoren berücksichtigt, wird aus dem Ton der Briefe bald anderer Meinung werden. Auch ist ganz besonders scharf zu betonen, dass Weishaupt im März 1775 zum Dekan seiner Fakultät gewählt worden war und als solcher verpflichtet war, dem Mitdirektor Lori die Schäden der Universität aufzudecken. Der Dekan wird noch heute von den ordentlichen Professoren jeder einzelnen Fakultät als deren Vertreter erwählt; die so erwählten Dekane bilden mit dem Rector Magnificus zusammen den kleinen Senat. Selbstverständlich bildet der Zustand der Universität den Gegenstand ihrer Sorge.

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_037.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)