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nach Geistesfreiheit ringenden Weishaupt ein freier als alle anderen Theologen denkender Kopf, das musste ihm wenigstens anfänglich bis zum Jahre 1775 sympathisch sein, denn Stattler veröffentlichte diejenigen Schriften, die Weishaupt veranlassten, sein besonderer Gegner zu werden, erst später. — Weishaupt gibt nun in dem Briefe vom 7. Januar 1775, der bereits teilweise im Wortlaut (s. S. 36/37) wiedergegeben ist, folgendes im Anschlusse an dem dortigen Inhalte an:

2. was die übrigen Professoren betrifft, so bitte ich Eure Excellenz uns mit neuen Mönchen Professoribus zu verschonen, denn gegenwärtig schon amtlich angestellte sind so Ambitios und Intriguant als jemahlen ein Jesuit seyn kann. — — — —

Sollt ich einmahl die gnad haben Eure Excellenz zu sprechen, so will ich hochdenselben vorher Manchen Streich berichten. Niemahlen sollte man es glauben, das solche Kerls unter den Kutten eines Mönchs stecken könnten, besonders nehmt sich Prof. Steigenberger sehr stark um Titl und ämter an, thut aber doch sehr wenig, ich finde es wäre gut die Jesuiten nicht gänzlich auf der Universität abgehen zu lassen, denn sie sind die einzigen, die den Prälaten, Klöstern und Mönchen Dominirent entgegen stehen. — —


Da wir wissen, dass anno 1775 Stattler an der Universität der einzige[1] Exjesuit war und dass er als Theologe hochbedeutend, so ist, wie ein Abwägen des letzten Briefes und der Anschuldigungen Ickstatts und Weinbachs ergibt, Weishaupt seinen gegen Lori ausgesprochenen Ansichten nur getreu, wenn er den einzigen an der Universität noch angestellten Exjesuiten Stattler unterstützt. Ob er, bei aller Möglichkeit des diesbezüglichen Wunsches, in der Lage gewesen wäre, das Prokanzellariat zuzuschanzen, wie Weinbach behauptet, erscheint deshalb sehr fraglich, weil der Bischof von Eichstädt und der Kurfürst darüber zu entscheiden hatten, auf beide jedoch in dieser Hinsicht Weishaupt kaum irgend welchen Einfluss haben konnte. — Nur Gründe sachlicher Natur können Weishaupt im Interesse der Universität zur Annäherung an Stattler veranlasst haben, wenigstens lässt der Briefwechsel diese Schlussfolgerung recht wohl

  1. S. Prantl, Seite 661.
Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_051.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)