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bis zur Übertreibung verlästert worden. Keine Absicht ist so schändlich, welche man mir, ihrem Stifter, nicht zur Last gelegt hätte. Ich habe darüber alles mögliche Ungemach erfahren. Meine Ehre, meine Ruhe, mein ganzes zeitliches Glück, sind verloren; sogar meine Sicherheit und mein Leben, sind mehr als einmal in Gefahr geraten. Ich habe so viel möglich geduldet und geschwiegen, und die Gelegenheit erwartet, wo ich diese Verleumdung von Grund aus untersuchen, und dieses Schreckensbild in seiner Blösse darstellen kann. Diese Gelegenheit ist nun vorhanden. Ich will meinen Lesern beweisen, dass ich diese Behandlung nicht verdiene. Ich will zu diesem Ende jeden in den Stand setzen, sich ganz in den Geist meiner Verbindung zu denken; ich will mit ihnen diese Verbindung errichten; ich will sie mit den kleinsten Umständen bekannt machen; ich will es sodann ihrem Urtheil überlassen, welche meine Absichten bei der Erreichung dieser Verbindung mögen gewesen sein, ob meine Gegner Recht haben, mich als Heuchler und Betrüger, als einen Sittenverderber, als einen Verführer der Jugend, als einen der öffentlichen Ruhe so gefährlichen Menschen zu lästern und zu verschreien? – Eine so offenherzige Darstellung wird, wie ich hoffe, viele meiner Leser mit dem Gange und der Natur dieser Geschäfte, besser bekannt machen, als ganze Bücher von allgemeinen Regeln und Vorschriften. Ich will jedem, der nach mir dieses Meer noch einmal durchschiffen will, die Stellen angeben, wo er Gefahr laufen kann, gleich mir zu scheitern:

Heureux celui, qui pour devenir sage
Du mal d’autrui fait son apprentissage.

Wie sehr wird sich nicht Herr H ..., ein Protestant aus H., er, der nie ein Mitglied meiner Gesellschaft war, wundern, wenn er hier liest, dass er, ohne es zu wissen, derjenige ist, welcher diesen Gedanken in mir veranlasste, dass er folglich, die entfernte Ursache, von der Entstehung dieser so verschrieenen Gesellschaft ist? Ich führe diesen Umstand an, um zu beweisen, wie sehr mancher, ohne es selbst jemals zu erfahren, durch eine Kleinigkeit, durch ein Wort zu seiner Zeit, das auf ein empfängliches Erdreich fällt, auf die übrige Welt wirken und sehr grosse Erfolge hervorbringen kann. Dies sei allen zum Trost gesagt, welche glauben, dass sie in ihrer sehr eingeschränkten Lage ganz ohne Wirksamkeit sind. – Dieser Mann kam gegen das Ende des Jahres 1774 nach Ingolstadt.

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_057.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)