Seite:Geschichte des Illuminaten-Ordens (Engel) 087.jpg

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das alte Vertrauen herzustellen. Sie werden sich erinnern, dass ich im Monat Februarius, Merz, April, und auch noch May dieses Jahrs alles Vertrauen in Sie gesetzt, und sie als meinen Grundstein betrachtet. Ich habe sie nach dem Fall des Ajax vor allen andern aus dem Dunkel und Räthselhaften herausgenommen, und zum Conscius gemacht. Diese Zeit her kann ich aber nicht bergen, dass sie mir durch die ewigen Zänkereyen, durch das dadurch verursachte Aufhalten der ganzen Sache, durch die sehr kurze, seltene, bissige, sogar durch fremde Hand geschriebene Briefe, durch das Zurückhalten der meinigen etc. ziemlich Misstrauen verursacht. — — —

— — Theuerster Cato! es ist wahr, ich herrsche, aber weil es so seyn muss, weil das Gebäude sonst nicht zu Stand kömmt, so lang meine Herrschsucht bloss fordert, was unser Gebäude und Zweck mit sich bringt, so kann sich niemand darüber beklagen; denn wenn ich es nicht thäte, so müsste es doch ein anderer thuen. Mein Herrschen also, so lang es unschädlich ist, die Maschin im Gang erhaltet, und bloss allein darauf gerichtet ist, kann niemand missbilligen. Wenn ich aber das Gebäud missbrauchen wollte, blos vor mich sorgen, um reich, angesehen und mächtig zu werden, dann wäre es übel. Wie können sie aber diess von mir vermuthen? Ich lebe zufrieden mit meinem Amt, verlange nicht weiter, und habe mein hinlängliches Auskommen, und begehre im bürgerlichen Leben nichts weiter zu seyn, als was ich bin. Ferners nöthigen mich meine ihnen bekannte Umstände, den meisten Mitgliedern, so lange ich lebe, verborgen zu seyn. Ich bin genöthigt, alles durch 5 oder 6 Personen zu thuen. Diese sind also die Herrschende, ich der Arbeiter, und ich verlange nur Versicherung, dass nach der Vorschrift gearbeitet werde. Dahin ziehen alle cautellen. Jeder ist frey in allen Handlungen, unabhängig von mir und von andern, nur in dem nicht, was ein Mittel zum Zweck des Ordens ist. Ist das nicht natürlich? folgt das nicht aus der Natur einer Gesellschaft? Wenn ich es auch nicht forderte, müsste es nicht ein anderer fordern? Soll ich nicht berechtigt seyn, das von meinem Nächsten zu fordern, was jeder von ihnen bey geschehener Verbreitung über 1000 und mehrere fordern kann?

Gefiel es ihnen, wenn ihre Untergebene, und diese wieder von den ihrigen eine gleiche Freyheit forderten? Könnte da etwas geschehen? Theuerster Cato! Merken sie sichs, der

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_087.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)