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gutes Herz, Begierde sich zu bilden und Liebe zur Arbeit haben müssten. Am Ende jeden Monats hatte er einen Quibus licet-Zettel dem Aufnehmer zu übergeben, in dem er angab, wie derselbe mit ihm verfährt, ob er Beschwerden gegen den Orden habe. Falls er ein besonderes geheimes Anliegen hatte, das der Provinz-Obere allein lesen sollte, so wurde auf besonderem Zettel dasselbe niedergeschrieben, mit der Bemerkung Soli versehen dem Quibus licet beigefügt, sollte ein noch höherer Oberer den Inhalt erhalten, unter Umgehung des Provinz-Oberen, so lautete die Bezeichnung Primo.

Weiterhin hatte er die Verpflichtung, die vom Orden angegebenen Bücher zu lesen, sich mit den Charakteren, Handlungen und Denkungsart gelehrter und angesehener Männer alter und neuer Zeit vertraut zu machen, Gedanken und Kernsprüche derselben aufzuzeichnen, um dadurch seinen Charakter zu veredeln. Auf Verlangen mussten diese Arbeiten als Beweis des Fleisses eingesandt werden.

War diese Vorbereitungszeit zur Zufriedenheit des Aufnehmers verlaufen, so wurde der Candidat endgültig unter besonderem Ritual aufgenommen und kam in die Klasse der Minervale. Bei der Aufnahme erhielt der neue Ordensbruder ein Abzeichen, ein Medaillon, welches eine Eule darstellte, die ein Buch in den Klauen hält mit den Buchstaben P. M. C. V. Getragen wurde dieses Medaillon am grasgrünen Bande, von den jüngeren Minervalen um den Hals, von den dirigierenden quer über die Brust von der Rechten zur Linken.

Ausser den allgemeinen bekannt gegebenen Statuten, herrschten in dieser Klasse, auch Minervalkirchen genannt, noch besondere Vorschriften, die jedoch nichts enthielten, was den allgemeinen Statuten entgegen gewesen wäre. Weiterhin fanden Versammlungen der Minervale unter besonderen Zeremonien statt, in denen der Zweck der Klasse verfolgt wurde. Dieser ist in den besonderen Vorschriften mit folgenden Worten festgestellt.

„In dieser Klasse verlangt der Orden nur als eine gelehrte Gesellschaft betrachtet zu werden, wobey das Beispiel und der Unterricht das Herz bessern und den Verstand leiten.“ —

Alle diese recht weitläufigen Dinge in dieser Geschichte des Illuminaten-Ordens ausführlich darzustellen würde zu weit führen und den Umfang dieses Buches beträchtlich erweitern, ohne besonders zu nützen. Die sämtlichen Rituale sind bekannt, wurden in dem schon erwähnten Buche „Der ächte Illuminat

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_106.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)