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Illuminatensaal entstand, der in den Jahren 1903 und 1904 von dem heutigen Orden wiederhergestellt wurde. Der Saal ist wegen seiner künstlerischen Barockdecke von kunsthistorischer Bedeutung, ganz abgesehen von den historischen Szenen, die sich in seinem Raume abgespielt haben.

In der Altbayrischen Monatsschrift, herausgegeben vom historischen Verein von Oberbayern, gibt im 2. und 3. Heft, Jahrgang 1900, Professor Joseph Hartmann folgende Beschreibung von der Örtlichkeit[1] des Illuminatensaales.

Der häusliche Raum, in welchem die Illuminaten zu Ingolstadt ihre Zusammenkünfte abzuhalten pflegten, existiert noch heute und heisst gemeinhin der Illuminatensaal. Er findet sich in einem kleinen Rückgebäude des Hauses No. 23 in der Theresienstrasse, welches früher als Nummer 298 am Weinmarkt im Besitze von Universitätsprofessoren war. So besass es um 1719 Professor Dr. Joh. Adam Morasch, um 1762 Professor Georg Christoph Emanuel Härtel. Um 1777, also zur Zeit Weishaupts, war es bereits Eigentum eines Bürgers Franz Riedmaier, des sog. Augsburger Boten.

Zu diesem Illuminatensaal konnte man von zwei Seiten; sowohl vom Weinmarkt, als auch von der Schulgasse aus gelangen, so dass man nicht gerade da, wo man hineingekommen war, wieder hinauszugehen brauchte. Ohne Zweifel hat man es hier mit einem ehemaligen Privathörsaale zu tun, zu welchem Auskunftsmittel sich irgend ein Universitätsprofessor gleich manchem Kollegen gezwungen sah, weil in dem eigentlichen Universitätsgebäude nicht genügend Raum vorhanden war." —

Dieser Saal eignete sich zur Abhaltung von Logenversammlungen und zu Aufnahmen ganz vortrefflich, denn er liegt abseits der Strasse, die Fenster nach dem Hofe gerichtet, man konnte von zwei Strassen aus denselben erreichen, kurz die Versammlungen konnten möglichst unbeobachtet abgehalten werden.

Zur Dekoration wurde hauptsächlich die in Stuck reich ausgestattete Decke ausgeführt, die vier grössere und vier kleinere Medaillons in Stuck und ein 3 Meter langes, nahezu 2 Meter breites Mittelgemälde aufweist (s. S. 120/21). In derber Manier jenes Zeitalters zeigt ein Medaillon die Bestrafung der Neugierde,

  1. Im Artikel: Professor Adam Weishaupt zu Ingolstadt und sein Illuminatismus.
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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_118.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)