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darüber die Gans, als Symbol der Dummheit. Diesem gegenüber stellt der Priester im Medaillon einen höheren Illuminaten vor, die drei Hunde bedeuten Treue, Gehorsam, Wachsamkeit. Über ihm schwebt ein Adler, die göttliche Begeisterung darstellend. Die beiden grösseren seitlichen Medaillons bezeichnen den Frühling, als Zeit der Aussaat und den Herbst als solche der Ernte. Die kleineren Medaillons bezeichnen Symbole der Sicherheit, Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Ausserdem enthält die Decke noch eine ganze Anzahl kleinere Figuren, die alle eine besondere Bedeutung besitzen.

Bemerkenswert ist das künstlerische Arrangement der Verzierungen. Jeder einzelne Teil ist anders und dennoch wirkt das Ganze ausserordentlich harmonisch. Man vergleiche die Abbildung.

Der Saal war jedenfalls noch mit einem grösseren Wandgemälde geschmückt, darauf lässt eine Fuge an einer Mauerseite schliessen, die wahrscheinlich zur Stütze des Rahmens diente. Wer dieses Kunstwerk, das in der Stukkatur noch unverändert vorhanden ist, einstens herstellte, ist unbekannt, jedenfalls kann es kein Laie gewesen sein. Das Mittelgemälde, umgeben von den Stuckverzierungen, war vor der Restauration nur noch in schwachen, doch genügenden Tönen erkennbar, um es dem Kunstmaler Oskar Rothe in Dresden zu ermöglichen, dasselbe wieder gänzlich herzustellen. Genanntem Künstler hat der Orden auch die vorzüglich gelungene, gänzliche Herstellung der Decke zu verdanken, sowie des ganzen Raumes. Es sei ihm daher an dieser Stelle der besondere Dank dafür ausgesprochen.

Als der Orden 1785 aufgehoben und die Logen geschlossen werden mussten, kam dieser Raum bald in Vergessenheit. Er verfiel, und diente den profansten Zwecken: als Speicher, Druckerei und schliesslich als Schusterwerkstätte. Die Tünche und der Schmutz von 118 Jahren mussten erst entfernt werden, damit die klaren Linien der Stuckarbeit wieder zum Vorschein kommen konnten, die jetzt das Auge erfreuen. Der Saal wird fremden Besuchern von Ingolstadt gezeigt, eine Tafel zeigt an, wohin man sich zu wenden hat.

Nach dieser Abschweifung kommen wir nunmehr auf die Tätigkeit Knigges zurück. Dieselbe wird am klarsten, wenn in chronologischer Reihenfolge Auszüge aus Briefen Weishaupts und Knigges gegeben werden. Es wird sodann auch ersichtlich.

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_119.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)