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grosse protestantische und reformirte Theologen, die vom Orden sind, noch dazu glauben, der darin ertheilte Religionsunterricht enthalte den wahren und ächten Geist und Sinn der christlichen Religion. O Menschen! zu was kann man euch bereden: hätte nicht geglaubt, dass ich noch ein neuer Glaubensstifter werden sollte.« —


Das weitläufige Zeremoniell bestand wesentlich in der Übergabe des Priesterkleides, wer sich für die genauen Angaben interessiert kann das in dem angegebenen Buch »Neueste Arbeiten etc.« nachlesen. —

Nach dem Priestergrad folgte als letzter der Regentengrad, eine Einführung in die Reihe der regierenden Mitglieder. Es wurde hier eröffnet, dass der Orden folgendermassen regiert werde: Unser Bund hat einen National-Obern, unter diesem stehen die Provinzialen, Vorsteher eines jeden Kreises. Zu dessen Hilfe stehen Consultoren und unter ihnen eine gewisse Anzahl Präfekten oder Lokal-Obere. Aus diesen Mitgliedern bestand der Regentengrad, über den dann noch der Areopag und der Ordensgeneral als höchste Obere standen. In diesem Grade herrschte völlige Freiheit und Unabhängigkeit, nur das Empfinden einer guten Sache zu dienen, sollte das Bindemittel der Brüderschaft sein, infolgedessen erhielt der neue auf Lebenszeit ernannte Regent alle seine Unterschriften und Papiere bei der Aufnahme zurück. —

So war der Orden gestaltet, als Knigge denselben verliess und als das Unwetter bald danach hereinbrach, das für viele tüchtige Menschen von den schwersten Folgen sein sollte. Knigge blieb verschont von dem Sturme der Ordensverfolgung, er gelangte schliesslich nach Bremen und starb daselbst am 6. Mai 1796. Sein Grab befindet sich im Dom zu Bremen. Der Grabstein befindet sich gegenüber dem Eingang zur berühmten Bleikammer, in der aufgestellte Leichname nicht verwesen, linker Hand. Er ist von einer grossen Schutzmatte bedeckt, weil der Besucher des Domes, die Leichenkammer verlassend und links sich haltend, über ihn hinwegschreiten muss, die Inschrift lautet:

Hier ruhet
Adolph Freiherr Knigge
Königl. Grossbrittanischer Oberhauptmann in Bremen.
Er wurde geboren d. 10. October 1752 in Bredenbeck bei Hannover
und starb den 6. Mai 1796 in Bremen.
Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)