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der Orden hange in seinen Gliedern zu München und Wien der Sache des Erzhauses an und arbeite für die Vollbringung des Tausches. Die bairische Fürstin forderte von ihrem Geheimschreiber Licht über das finstere Treiben. Dieser eingedenk der Pflichten gegen Staat und gesetzliche Obrigkeit entdeckte, was er selber gewesen und was er gekannt.« —

Weiter behauptet noch Zschokke, dass Utzschneider in dreistündiger Unterhaltung den Kurfürsten über die Schädlichkeit des Ordens belehrte und dieser nunmehr die strengen Verbotsbefehle ergehen liess.

Hier ist einzuschalten, dass die Bekenntnisse Utzschneiders die Herzogin entgegennahm und diese sodann dem Kurfürsten die bedrohlichen Mittheilungen weiter gegeben haben soll, dadurch die Verfolgung veranlassend. Dieser Ansicht schliessen sich verschiedene neuere Historiker an, es bleibt jedoch keine Berechtigung übrig, sie als geschichtlich anzusehen.

Nach Zschokke ist der Tatbestand kurz gefasst folgender:

Graf Constanzo, derselbe, der 1780 Knigge aufnahm während seiner Reise, fordert als Illuminat von Utzschneider, dem Geheimschreiber der Herzogin Maria Anna, deren teilweise Korrespondenz mit Friedrich dem Grossen. Utzschneider tritt infolgedessen aus dem Orden. Constanzo reist nach Berlin, wo ihn der König, durch maurerische Verbindungen von seinem Kommen belehrt, beobachten lässt, weil er der geheimen Zwecke (die nach Zschokke sich nur auf alle erdenklichen Niederträchtigkeiten beziehen) des Ordens kundig ist. Zur selben Zeit, also doch 1780 (!), erfährt der König, dass der Orden für die Vollbringung des Austausches Bayerns an Österreich arbeitet, eines Planes, zu dessen Verhütung der König den Fürstenbund stiftete und mahnt in einem Schreiben durch den Grafen Herzberg d. 25. Januar 1785[1] die Herzogin, nachdem er bereits im März 1784 seinen Regensburger Gesandten beauftragt hatte, den Verhältnissen des Ordens nachzuspüren.

Um nun nachzuweisen, welche unglaubliche Verdrehungen hier vorliegen, muss man zunächst die Beziehungen der Herzogin Maria zu dem Könige von Preussen kennen und wodurch diese veranlasst wurden.

Kurfürst Karl Theodor hatte, wie bereits gesagt, keine

  1. Der König hätte also fast 5 Jahre mit dem Briefe gewartet, denn Constantzo reiste nur einmal nach Berlin im Jahre 1780. Zschokke setzte die Reise augenscheinlich ins Jahr 1784.
Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_167.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)