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der Herzogin sowohl, wie Friedrich des Grossen und nicht zuletzt die so scharf beurteilte, im behaupteten vollen Umfange jedoch gar nicht bewiesene Verräterei Utzschneiders in das rechte Licht setzt, so habe ich die Berichte des Freiherrn von Schwarzenau im Berliner Staatsarchiv einer genauen Durchsicht unterzogen. Die Ergebnisse lege ich nachfolgend vor. Es ist klar, dass in diesen Berichten von den Illuminaten die Rede sein muss, wenn der König wie Zschokke behauptet, im März 1784 Befehl zur Nachspürung der Verhältnisse des Ordens gegeben hat. Die Verlässlichkeit des Geschichtschreibers Zschokke ist jedoch gänzlich negativ, denn in allen Berichten des Gesandten vom Jahre 1784 erwähnt dieser nicht mit einer Silbe die Illuminaten, erst am 10. März 1785 gibt Schwarzenau in seinem Bericht ganz beiläufig aus eigenem Antriebe folgende Erwähnung:


»Vermöge eines Churfürstlichen Mandats zu München ist übrigens eine gewisse Gesellschaft von Frey Maurern oder Illuminaten aufgehoben, Ihre Collecten Cassen confiscabel gemachet auch der Staatsrath von Costell, der sich viele Tonnen Goldes durch Dienst Verkaufungen und andere Wegs erworben hat, zur Ruhe versetzt worden, — —


Aus der ganzen Fassung und der Verbindung mit anderen Dingen geht deutlich hervor, wie unwichtig Schwarzenau am 10. März 1785 noch die Illuminatenangelegenheit hält. Aus dem nächsten Berichte, der die Illuminaten erwähnt, datiert Regensburg, den 22. August 1785, gewinnt man auch keinen andern Eindruck. Derselbe lautet in der interessierenden Stelle:


Die Aufstellung eines eigenen Päbstlichen Legaten zu München mit uneingeschränkter Vollmacht verursacht nicht weniger grosses Aufsehen unter den Teutschen Bischöffen. Warum der Münchener Hof, der doch deren sogenannten Illuminaten dermalen ungemein stark zusetzet und sonderbare Entdeckungen gemacht haben soll, seine Landesherrlichen Rechte in Geistlichen Sachen aufopfern will, solches ist ganz unbegreiflich und allein aus dem Einfluss des Pater Frank auf die Handlungen des Churfürsten von Pfalzbayern erklärbar. — —


Der König, der augenscheinlich gar kein Interesse hat, die sonderbaren Entdeckungen kennen zu lernen, gibt seinem

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)