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selbst den Brief an Hertzberg, im Auftrage der Herzogin, am 11. Oktob. 1783 gerichtet hatte, ist ebenfalls selbstverständlich, wenn die besonderen Verhältnisse berücksichtigt werden, die ihn noch ausser seinem Amte an die Herzogin fesselten. Es wird dann auch keineswegs mehr verwunderlich, dass Utzschneiders Name mit denen der drei Professoren zusammen den Vorbericht zu dem Werke »Grosse Absichten des Ordens« beschliesst, denn auf Befehl des Kurfürsten traten diese Männer in die Öffentlichkeit und Utzschneider musste der Herzogin wegen wohl oder übel mittun. Nirgends finden sich Beweise von einer Verräterei dieses Mannes, im Gegenteil, er suchte durch Schweigen das aufflammende Feuer zu dämpfen und wenn Weishaupt ihn auch anfangs für einen Verräter hielt, so war das ein Irrtum, den jener später selbst eingesehen hat, denn beide Männer waren 25 Jahre später die besten Freunde. Wir kommen darauf noch zurück.

Das besondere Verhältnis Utzschneiders zur Herzogin bestand darin, dass er ihr Neffe war, jedoch hatte die Öffentlichkeit keine Ahnung von dieser Tatsache, die A. Erhard in seinem Artikel »Bayrische Patrioten Verfolgung vor einem Jahrhundert« im Sammler, Beilage zur Augsburger Abendzeitung 1884 zuerst festgelegt hat. Erhard gibt daselbst etwa folgendes an:


»Maria Anna, geborene Prinzessin von Pfalz-Salzbach, seit 1770 Wittwe des Herzogs Clemens, war, wie bereits bewiesen, die politische Gegnerin des Kurfürsten. Letzterer wollte sie deswegen schon bald nach seiner Thronbesteigung veranlassen, München zu verlassen, er glaubte das am sichersten zu erreichen, wenn er sie in der Person ihres Zahlmeisters Andrée treffen würde, der um alle Geheimnisse Maria Annas wusste und der mit dem auf österreichischen Befehl im Febr. 1779 verhafteten preussischen Spion Doropp zu München vertrauten Umgang gepflogen hatte. Der Kriegsminister Generallt. Joh. Ernst Freiherr von Belderbusch erhielt Befehl Andrée zu verhaften. Der Befehl wurde am 10. Juni 1779 ausgeführt und er nach der Veste Rothenberg abgeführt. Andrées Neffe war Joseph Utzschneider, der sofort die Dienste seines Onkels übernahm. Die Herzogin bemühte sich nun ungemein Andrée zu befreien, es gelang ihr anfangs nicht, bis endlich persönliches Bitten beim Kurfürsten, Andrée nach viermonatlicher Haft befreite. Dieser Andrée ist dann der heimliche Gemahl der Herzogin

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_190.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)