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war Graf Cobenzl, Domprobst zu Eichstädt, unter dem Namen Arrian im Orden bekannt, und dessen Bruder, der das Amt eines Kanzlers in Wien bekleidete; des letzteren Ordensnamen war Memerades. Zu diesen gesellte sich der Schriftsteller Geheimrat Sonnenfels (Fabius) und der Baron von Schroeckenstein (Mahomet).

Es scheint, dass diese sehr gegen den Willen Weishaupts arbeiteten und unmöglich ist es nicht, dass diese Männer politische Zwecke privatim verfolgten, für die jedoch in keinem Falle der Orden verantwortlich zu machen ist und Weishaupt erst recht nicht.

Wie letzterer über politische Umtriebe dachte, geht klar aus einer Schrift im Zwackh'schen Nachlass hervor. Es findet sich dort ein Brief von der Hand Zwackhs an Spartacus, korrigiert von Weishaupt, der folgenden Wortlaut aufweist:


»Überhaupt werden wir die Versammlungen nachdrücklich auf eins der ersten Ordensgesetze verweisen, nämlich sich in Religion und Staaten-Verfassungen gar nicht einzumischen, wir wollen zwar hierin keinem seine Freiheit zu denken benehmen, aber die Nothwendigkeit zeigen, warum man darauf mit aller Schärfe bestehen muss, dass die Mitglieder unserer Verbindung von jeder und besonders derjenigen Religion, welche in ihrem Lande die herrschende ist, nur mit Ehrfurcht und von der Regierung, unter welcher sie stehen, mit der schuldigen Achtung reden sollen, und dass bey einer weiteren Anzeige derley unvernünftige Spötter und (unleserlich) als gefährliche und untaugliche Glieder von unserem Körper wieder abgesondert werden.« —

Dieser Brief ist 1783 geschrieben, also kurz nach jener Zeit, als die Wiener Verbindungen anfingen.

Letztere gestalteten sich nicht zur Zufriedenheit Weishaupts. Seine ungedruckten Briefe im Geheimen Staats-Archiv zu München lassen darüber gar keine Zweifel. So schreibt er den 27. Nov. 1782:


»— leider ist es nur zu wahr, das seine Direction (Arrian) keinen Teufel taugt, aber in Rom, da will er keinen vorkommen lassen, er thut als wenn die ganze österreichische Monarchie zu seinen Befehlen stünde, ich habe mich erbothen, ihm alle Briefe aufzusetzen, den er sodann nur zu unterschreiben braucht, wenn er doch noch fort dirigiren will. —

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_195.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)