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gewohnt, von unerreichbarem Talent, war das nun sein einziges Denken.

Vielmals mit den Jesuiten in Streit und in Händel mit ihnen, worin er sicher öfters zu weit ging, durchlas er auch alles von ihrer Verfassung und bildete nach dieser Einrichtung sein System.

Daher die Vermuthung, besonders im Auslande, als wäre das Ganze der geheimste Jesuitische Verband. Bei dieser Gelegenheit, also vor zwey Jahren, wie ein Mann von eben so grossen Geistesgaben, als wie Rang und Geburt, gerade diese Vermuthung gegen mich äusserte, sagte ich — wenigstens der bayrischen Illuminaten Schicksal voraus. Nemlich, ich wäre so gewiss des Gegentheils eines solchen Verbandes überzeugt, das ich es vielmehr für ausgemacht halte, ein Theil breche dem anderen den Hals. Wer dieser Theil ist, ist bald zu erwarten. Meiner Vermuthung nach müssen die Illuminaten daran, weil sie ausgeartet, übermüthig und keck auf ihre Vereinsgrösse trozen, die anderen aber sich klüger und bescheidener verhalten.

Freilich, sagte ich weiter, wäre so ein Verband nach Einführung der Malteser und Übertragung der Schulen an die Klöster in Bayern leicht zu bewirken gewesen, allein dazu hatten die Vorsteher der Illuminaten weder Bescheidenheit, weder Einsicht, noch Sitten, noch Klugheit genug, daher den Vorwurf von Begünstigung des Meuchelmordes und des Giftes, wie dies schon ehemals den Jesuiten angedichtet wurde.

Sobald Weishaupt einen Theil seines Systemes festgesetzt hatte, suchte er die Ausübung davon, und wählte dazu, vermöge der schon in den Universitätsjahren gepflogenen Freundschaft und aus Vorliebe für Talent, den Herrn Professor Bader als Chef, und Politur, Klugheit und nötige Vorsicht bei Seite, konnte er nicht besser wählen. Ohne Zweifel vermuthete er, diese Mängel würden sich heben. Vielleicht traute er wohl gar der Feinheit seines Systems diese Umstürzung zu.

Wofür sich Weishaupt sorgfältig wahrte, war die Veroffenbarung, dass alles nur seine Erfindung. Er wusste zu gut, wie wenig ein Prophet in seiner Heimath gelte, und kannte zu gut die Verachtung gegen Bayern im Auslande, um zu gestehen, als wäre von da aus nur Weisheit zu holen. Alles war daher in Dunkel gehüllt; seinem System gab er Alterthumsschein und bediente sich meist nur griechischer Namen, wie diese bey den Kirchenvätern und Phylosophen und in historischen Abhandlungen,

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_199.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)