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Monatsschrift, herausgegeben vom Historischen Verein von Oberbayern, in Heft 2/3 vom Jahre 1900. Daselbst heisst es:


»Weishaupt würde einer glaubwürdigst vererbten Tradition zufolge, sicherlich nicht mehr entkommen sein, wäre er nicht im letzten Augenblick noch findig genug gewesen. Denn schon hatten die Wachen der vier Tore den Auftrag erhalten, den allgemein bekannten Professor Weishaupt nicht entwischen zu lassen, als dieser, von anderen zur Vorsicht gemahnt, auf folgenden Einfall kam. Er begab sich zu dem in der Ingolstädter Kupferstr. 10 ansässigen, ihm gut bekannten Schlossermeister Joseph Martin, der jedenfalls auch Illuminat war, und hielt sich in dessen Haus ein paar Tage verborgen. Dann steckte er sich in Handwerkerkleidung und fuhr mit einem ihm vom Schlossermeister zur Verfügung gestellten Gespann zum Harderthor hinaus. Er war entronnen und gelangte glücklich nach der freien Reichsstadt Regensburg, woselbst der Geächtete vor Gefangennahme sicher sein konnte.« — —


Bevor Weishaupt Regensburg zum Aufenthalt wählte, hat er sich kurze Zeit in Nürnberg aufgehalten. Welche Gründe ihn dazu bewogen, ist unbekannt.

Jetzt sollte bald der Augenblick für den Herzog Ernst von Gotha kommen, um tatkräftig für Weishaupt einzutreten. Er hatte der Welt bereits einen Beweis seiner Gesinnung zugunsten des Gemassregelten dadurch gegeben, dass er ihn 1783 zum Hofrat ernannte, nun sandte er ihm nachfolgenden Brief.[1]


Nehmen Sie, werthester Herr Hofrath!

gegenwärtig geringen Beweiss meiner wahren Achtung und Freundschaft als ein Zeichen meiner innig Theilnehmung an ihren widrig Schicksal auf, und sind sie überzeugt, dass die herzlichste Vorsorg für ihre künftige Ruhe und zufriedenheit thue.

Möchten doch diese Zeilen dazu beytragen können, Ihnen ihre izige lage zu erleichtern, und sie von der aufrichtigen zuneigung versichert zu machen, mit welcher ich lebenslängig verharre


Gotha,
d. 14. April 1785.
Ihr
 Wohlgeneigter
  Herzog Ernst.

  1. Original in München, Geheimes Hausarchiv.
Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_212.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)