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Als Herzoglich Gothaischer Hofrat lebte Weishaupt nunmehr in Regensburg, jedoch sollte seine Ruhe sehr bald daselbst gestört werden, infolge der eintretenden Ereignisse.

Am 20. Juli 1785 ging Weishaupt mit seinem Freund und Ordensbruder, dem Priester Lanz, vor den Toren von Regensburg spazieren. Ein Gewitter zog auf und Lanz wurde an Weishaupts Seite vom Blitze erschlagen, ersterer blieb unverletzt.

Laut den im sächsischen Hauptstaatsarchiv zu Dresden befindlichen Akten befindet sich im Akt 30150 Nr. 32 und 37 bezeichnet: Acta Chur Bayern, insonderheit dessen Irrungen, ein Bericht des kurfürstlichen Gesandten, der den Vorgang schildert und angibt, dass bezüglich der Effekten des vom Blitz erschlagenen Priesters Lanz ein Streit entstand, zwischen dem Consistorium des Stiftes Regensburg und der Churpfälzischen Gesandtschaft.

Ersteres wollte nämlich die Obsignation der Effekten des Verunglückten, unter Angabe wie dieser Fall sich in seinem Kirchsprengel zugetragen, ganz allein und ohne Konkurrenz vornehmen. Hierüber und dass das Consistorium die bereits aufgedrückten Churpfälzischen Siegel ganz ungescheut und eigenmächtig abgerissen, ausserdem auch die in seinem Quartier zum schwarzen Bären befindlichen Sachen wegbringen und nach Freysingen, unter welcher Diöcese P. Lanz gehörte, transportieren liess, berichtete der Churpfälzische Gesandte. Es entstand grosse Empörung über dieses anscheinend voreilige, unbefugte Tun und wurde infolgedessen die Sperre über die Temporal Gefälle der Diöcese ausgesprochen, jedoch bald aufgehoben, weil das Stift, in den Kleidern des Lanz eingenäht, Illuminaten-Papiere und namentlich eine Namensliste der Ordensmitglieder vorfand, die es sofort nach München sandte.

Eine wörtliche Abschrift der bei Lanz vorgefundenen Papiere befindet sich im Dresdener Hauptstaatsarchiv.

Von diesem Augenblicke an begann nun eine weitere Massregelung, die sich bis zum inquisitorischen Verfahren ausbildete. Namentlich suchte man sich der Person Weishaupts zu bemächtigen. In Regensburg, der damaligen freien Reichsstadt, war der neue Hofrat allerdings unantastbar. Regensburg war jedoch von bayrischem Gebiet umschlossen, sehr leicht konnte Weishaupt dasselbe bei seinen gewohnten Spaziergängen betreten und dieses hoffte man, um ihn sodann sofort gefangen zu nehmen.

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_213.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)