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November 1783 hat Weishaupt die Dispensation von Rom seine Schwägerin heurathen zu dürfen, erhalten und sind darauf in festo Stephany beide von dem Herrn Oberstatt-Pfarrer in Ingolstadt in einem Wohnzimmer des Schloss zu Sandhorst, wo Baron Bassus als Hostmarckts-Herr residirte, copulirt worden. Gezeugen waren Herr Pfarrer zu Schamhaupten, als Parochy Loci, und Assistens; der Zeitliche Pfarrer und Superior zu Bettbrunn bey St. Salvator, E. F. Ord. Erem. S. Augustini und der Herr-Verwalter Joseph Mayr. —


In dem Archiv zu München befindet sich jedoch unter dem Titel »Dispensations-Act« eine ganze Anzahl von Dokumenten, die die Angelegenheit besonders beleuchten. Es wurde dieses Aktenstück 1787 zusammengestellt, nachdem durch Auffindung jenes kompromittierenden Briefes der Kurfürst Carl Theodor Kenntnis von der Angelegenheit erhalten hatte und nun Weishaupt unbedingt gebrandmarkt werden sollte, als unmoralischer Wüstling und Haupt einer verbrecherischen Sekte.

Diese Dokumente geben nun ein so scharfes Streiflicht auf die damaligen Zustände, dass einige bekannt gegeben zu werden, verdienen.

Der Ober-Stadt-Pfarrer Wibmer zu Ingolstadt, mit Weishaupt befreundet, hatte sich namentlich um Erlangung des Dispenses bemüht; als derselbe einlangte, nahm er selbst die Trauung vor und schickte über den Verlauf derselben nachfolgenden Bericht ein:


Hochwürdiger, Hochfürstlicher, Hoch Bischöfliches General Vicariat!

Den 21. Vorigen Monaths und Jahre wurden auf die den 19 ejusdem mensis zugeschickte Hochfürstlich, Bischöfliche Delegirte Ordinariats Dispensation beyde Oratores Herr Prof. jur. canon. Doctor Weishaupt, und dessen Sponsa Maria Anna Sausenhofern folgender massen Priesterlich eingesegnet.

A. Verfügte ich mich auf ersuchen Herrn Prof. Weishaupt auf das Baron Bassu'sche gut Sanderdorf, als wo selbst die Braut seith mehreren Monathen sich aufhielte.
B. Daselbst Vernamme ich bemeldete Maria Anna Sausenhoferin eydlich über die mir schon vormahlen communicante Fragen, auf welche sie betheuert hat:
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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_222.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)