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Die Wurzeln der Illuminatenverfolgung.

Das äussere Bild, das sich bei Entstehung der Ordensverfolgung ergibt, lässt sich in ein Vorspiel zur eigentlichen Tragödie und diese selbst einteilen. Das Vorspiel bildete einen Kampf mittelst Druckerschwärze, Angriffe in Zeitschriften und durch Broschüren, sowie Büchern, die immer schärfere Anklagen gegen den Orden enthielten. Namentlich war es der Schriftsteller Babo, der zuerst in seinen Gemälden aus dem menschlichen Leben die Illuminaten angriff und dann »Über Freymaurer, Erste Warnung« anonym eine Broschüre gegen diese veröffentlichte. Diese fand ihre Entgegnung durch die Loge Theodor vom guten Rath durch die Broschüre »Nöthige Beylage zur Schrift Über Freymaurer, Erste Warnung«, in der der Anonymus aufgefordert wurde hervorzutreten und seine Anklagen zu beweisen. Babo tat das nicht, infolgedessen fiel der Verdacht, diese Schrift verfasst zu haben, auf die ausgetretenen Cosandey, Grünberger, Renner und Utzschneider, die nun die bereits erwähnte Schrift »Grosse Absichten des Ordens der Illuminaten« herausgaben. Eine ganze Anzahl Fehdeschriften, Anklage und Verteidigung enthaltend, entstand in kurzer Zeit und bildet das erwähnte Vorspiel, bis die bei Lanz gefundenen Listen zur eigentlichen Tragödie überleiteten.

Es liegen die Wurzeln jedoch tiefer, als die Folgen eines Federkrieges zu erzeugen imstande sind. Sie leiten immer wieder auf klerikale Einflüsse, siehe die päpstlichen Briefe, und dann auf jesuitische Umtriebe, die die Katastrophe vorbereiteten. Diese letzteren stehen nun wieder mit dem Orden der Rosenkreuzer in engster Verbindung, dem wir unsere Aufmerksamkeit jetzt schenken müssen.

Wir wissen bereits aus Weishaupts Munde, dass die Gründe zur Ordensbegründung teils darin zu suchen sind, dass er einige junge Leute von der Schwärmerei rosenkreuzerischer Ideen abbringen wollte. Die neueren Gold- und Rosenkreuzer halten sich in jener Zeit durch eine starke Propaganda bemerkbar gemacht und suchten sich durch phantastische Versprechungen, unter denen die Verbindung mit der Geisterwelt, sowie Gold herzustellen eine Hauptrolle spielten, Anhänger zu verschaffen. Diese rosenkreuzerische, mystische Richtung hatte gerade zu derselben Zeit sich wieder Einfluss verschafft als der Jesuitenorden 1773 aufgehoben worden war und die Exjesuiten erfassten die

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_240.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)