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Es ist bereits angedeutet, dass jenes Schriftstück, das ein Professor der Herzogin Maria Anna als Anklageschrift gegen die Illuminaten überreichte, von dieser nach Berlin an den Grafen Herzberg geschickt und in Abschrift durch Chalgrin nach Paris gesandt wurde, recht verdächtige Ähnlichkeit zeigt mit den Aussagen, die der Priester und Professor Cossandey dem Fürstbischof von Freising gegenüber schriftlich niederlegte. Letzterer hatte Cossandey am 30. Mai 1785 zu sich befohlen und verlangte von ihm, dass er alles aufdecke, was in der Gesellschaft der Illuminaten ihm bekannt geworden sei. Ebenfalls erhielt Vitus Renner dieselbe Aufforderung. Die Aussagen beider, die durch eine Namensliste der ihnen bekannt gewordenen Illuminaten besondere Bedeutung erhielten, wurden nunmehr der Anhaltepunkt der bis ins masslose gesteigerten Verfolgung. Zur gerechten Beurteilung der ganzen Zeitperiode ist es notwendig, beide Anklageakte hier im Wortlaut bekannt zu geben, namentlich da in andern Schriften über den Orden stets auf diese hingewiesen wird, jedoch nur Bruchstücke als Beweis für den einen oder andern Punkt bekannt gegeben wurden.

Der Inhalt der Schriften zeigt deutlich, dass Cossandey der gehässigere, Renner der gemässigtere, vorsichtigere Ankläger ist.

Die Schriftstücke lauten:

Bericht von
Joannes Sulpitius Cosandey.

Nachdem Seiner Hochfürstlichen Gnaden der Hochwürdigste Fürst Bischof zu Freysing mein gnädigster Ordinarius sowohl in Höchstdero, als auch in Seiner Churfürstl. Durchlaucht zu Pfalzbayern meines gnädigsten Landesherrn Höchsten Namen mich Endesunterschriebener den 30ten März 1788 zu Sich vorzurufen und mir zu befohlen gnädigst geruht haben, alles das getreulich und ohne Gefährde zu offenbaren, was in der Gesellschaft der Illuminaten wider die christliche Moral und unsere liebe katholische Religion vorkommt. So bezeuge ich hiermit, dass ich diese mir von meinen höchsten Obrigkeiten gnädigst auferlegte Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen mit folgender Aussage erfülle.

Wenn Menschen eine thätige und geheime Gesellschaft errichten, so wählen sie sich einen gewissen für sich interessanten Zweck. Das gemeinschaftliche Interesse ist allein im Stande

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_291.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)