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1. Wenn die Natur uns eine allzu grosse Bürde aufleget, so muss der Selbstmord uns davon befreyen Patet exitus.

So geneigt ich bin die Selbstmörder als verzweifelte, kleinmüthige oder wahnsinnige Leute zu entschuldigen; so sehr halte ich die Lehre des Selbstmordes für gefährlich und verabscheuungswerth. Doch Selbstmörder müssen den Obern zur Ausführung wichtiger Dinge unentbehrlich sein. Denn was wird derjenige fürchten, der den Tod und die Folgen des Todes nicht fürchtet? Man sagte uns, ein Illuminat müsse eher sich den Tod anthun, als die Gesellschaft verrathen; und den Selbstmord pries man uns als eine himmlische Wolllust an.

2. Rien par raison, tout par passion der Zweck, das Wachsthum, und der Nutzen des Ordens wird ihnen Gott, Vaterland und Gewissen. Pflicht ist alles, was dem Orden vortheilhaft ist, und das Gegentheil ist Laster, ist schwarze Verrätherey.

3. Der Zweck heiligt die Mittel. — Also Verläumdungen, Giftmischungen, Todesschläge, Verrätherey, Rebellionäre alle Schandthaten sind erlaubt, sind löblich, wenn sie zum Zwecke führen.

4. Den, der uns verräth, kann kein Fürst schützen. Also gehen Dinge bey dieser Gesellschaft vor, welche dem Interesse der Fürsten entgegengesetzt sind; Dinge, die ihrer Wichtigkeit halber verdienen entdeckt zu werden — und diese Entdeckung wäre in den Augen der Illumination eine Verrätherey, welche sie im Voraus zu rächen droht. — Vor ihrer Rachgierde können also weder Fürstenschutz, weder Gerechtigkeit, weder Polliezey den Rechtschaffenen schützen und sichern. Sie müssen also Mittel besitzen, ihre Ankläger unbestraft aus dem Wege zu räumen, diese Mittel lassen sich errathen.

5. »Tous les rois et tous les Prêtres
     Sont des Fripons et des Traitres.«

Oder auch: alle Pfaffen sind Spitzbuben.

Religion, Vaterlands, und Fürstenliebe müssen sie ihrem Plan gemäss untergraben, weil doch Religion, Vaterland und Fürstenliebe die Menschen für einzelne Staaten allzusehr eingenommen und von dem »weit aussehenden Gesichtspunkt der Illuminaten« (alles ihre Sprache) abgeführt werden.

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_295.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)