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von blossen Freymaurern bemerkt werden dürfte. Mir selbst blieb er immer eine versteckte Speise, bis man endlich nach einer langen Prüfung, für gut befunden hat, mich zu einen höheren Grad zu erheben, und aus mir einen Illuminaten minoram (in dem zweiten Grad fängt man erst an Illuminat zu heissen) und endlich gar zu einer kleinen Obrigkeit zu machen. Da wurde mir auf einmal der Aufschluss gegeben, und es stund mir eben nicht mehr frey, Freymauerer zu sein; denn es war aus weisen Absichten, des Ordens festgesetzt, dass jeder, der in den zweiten Grad des Ordens noch bey einem halben nachgesehen hat, bis ich mich gleichwohl auf das viele Murren meiner illuminaten Brüder, welche glaubten, dass mir der Orden zu viel traue, bequemen musste, auch in die Mauerer-Gesellschaft zu tretten. Ich fand dabei freilich wenig Vergnügen, doch erhielt ich dadurch den Vortheil einzusehen, zu welcher Absicht die Freymauerer dem Orden dienen müsste. Die Illuminaten scheuten nichts mehr, als unter diesen Namen bekannt zu werden. Sie suchten desshalb, nur für Freymauerer angesehen zu werden; wohl überzeugt, dass sie unter dem Schilde dieser anscheinenden Unrichtigkeit sicher genug wären. —

Die Freymauerei ist also der Deckmantel des feinen Systems, nämlich des erlauchten Ordens.

In der Gesellschaft der Freymauerer allein ist, nach den Ausdrücken der Illuminaten selbst, nur der Tross von Leuten; wovon es für einige wenige noch Glück sein muss, wenn man nach einer harten und kostbaren Prüfung würdig findet, sie ganz in der Stille ins innere Heiligthum des Ordens aufzunehmen. Die Übrigen, sie mögen denn Lehrlinge, Gesellen oder gar Meister seyn, müssen mit Ceremonien-Werke zufrieden, am Joche fortziehen; vielleicht, weil ihre Augen zu blöde wären, und das Licht des Ordens nicht ertragen könnten, vielleicht auch, weil man auf eine so grosse Anhänglichkeit und Verschwiegenheit, welche wesentliche Dinge des Ordens sind, nicht viel rechnen dürfte. Es war daher einmal von den Obern für sie festgesetzt: ex Inferno nulla redemptio. Demungeachtet wussten die Illuminaten, von welchen sie ohne ihr Wissen geleitet werden, sich den herrlichsten Nutzen, von ihren Ansehen und Vermögen zu schaffen. —

In meinen Zeiten gab es hier zwar solche Klassen, welche den Namen Kirchen hatten. Jede von dieser wird von vier Männern, nämlich von einem Superior, Censor, Quaestor

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_297.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)