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ganzen wunderlichen Geschichte meiner Inquisizion bekant zu machen. Hätten Sie es je, mein Lehrer, vor einigen Jaren vermuten können, da wir uns, so unter uns, über die Fortschritte unseres Instituts, und über den Riesenschritt, den eben unser Vaterland in Aufklärung und Kultur machte, so inniglich erfreuten, hätten Sie es damals geglaubt, dass das einst der Lohn unserer Bemühungen sein würde, dass Sie mit Weib und Kindern im Auslande verbant, und ich in ein Kloster gesperrt würde, zur Strafe, dass wir unsere Landsleute aufklären und einen so nötigen Dam dem zu stark einreissenden Strome des geistlichen Despotismus sezzen wolten. — Doch eine schwache Regierung hatte das Uebel, das wir bekämpfen wolten, zu stark Wurzel fassen lassen, und wir unterlagen. O Freund! ich möchte wie Jeremias über das Verderben meines Vaterlandes klagen, und auf den Ruinen eines so schönen Werks bittre Zähren weinen. — Aber warum Ruinen? — Die Eiche steht noch fest eingewurzelt da. — Einige Aeste hat der Blitz des Fanatismus wol abgeschlagen, und sie verteilt — in anderen Gegenden seinen Willen angepflanzt, damit sie desto besser und ruhiger sprossen und zu Bäumen werden.

Doch nun zu meiner Geschichte — dessen Anfang sich schon vom vorigen Sept. datirt. Nachdem der K. Befel, vermög dessen alle Offiziers, die zu den Illuminaten gehörten, in Zeit von 6 Wochen sich erklären mussten, der Gesellschaft nicht mer anzuhängen, eingelauffen war, so bekame 3 Wochen nachher der Kommandant zu Burghausen einen speziellen Befel, mir eine Norme, nach welcher ich meinen Revers einzuleiten hätte, zu behändigen. Die Kommandantschaft erteilte mir 3tägigen Termin dazu. Die Norme enthielt 26 Punkte, die ich als Fragpunkte beantworten musste, war also ein wirkliches Verhör, an dessen Ende ein honetter Revers angehangen war. Ich sezte meine und meines Landesherrn Rechte und deren Gränzen in eine gehörige Wagschale und schwankte wirklich anfangs im Zweifel, ob ich wol diese Fragen beantworten solte und könte, fand aber endlich doch mer Gründe dafür als dagegen, besonders da ich aus Briefen des Paulus schliessen konnte, dass es bei diesem Falle sein Wil und Befel, den Revers binnen des gegebenen Termins auszustellen, gewesen wäre. Ich beantwortete also die Fragpunkte (so viel ich glaube) mit Freiheit und Wärme, und erklärte von dem O. ausgetreten zu sein. Ich war auf die Wirkung, die mein Revers machen würde, äusserst begierig,

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_307.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)