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seinen 4 Hauptwinden nach München sei, und man nicht wisse, was dort zusammengeblasen werde.«


Diese Stellen aus Briefen meiner Freunde machen mein erstes Verbrechen aus. Das 2te war einige Besuche des Drexels und Schelles, die sie mir zu verschiedenen Zeiten machten. Der Herr Examinator konte nicht fassen, wie zwei Menschen ein paar Stunden zusammen schwäzzen könten, ohne Illuminaten zu sein und sich über Staatsrevoluzionen insgeheim zu verschwören; deswegen fragte er auch ganz naiv, was zwischen uns geredet worden wäre? ich antwortete ihm, dass Freunde, die sich liebten, sich nicht genug sehen und nicht genug sprechen könten; dass, so viel ich mich sonst erinnerte, unsere Gespräche scientivischen Inhaltes gewesen, und wir uns auch ziemlich über die gegen uns herausgekommene Pasquil lustig gemacht hätten. Diese trokkenen Antworten gefielen meinem D. Stauzius gar nicht, der den Kopf darüber gewaltig schüttelte. Mein 3tes Verbrechen war, dass ich Drexels wegen, der mich in einem Schreiben fragte, ob es nicht möglich wäre, sich irgendwo im Salzburgischen bei einem Pfarrer 2 Monat lang aufzuhalten, mit Schelle korrespondiert, mich also des verbanten Drexsels wegen interessiert hätte? — Also, sagte ich, ist es in Ihren Augen ein Verbrechen, sich seiner Freunde anzunehmen? Meinem ärgsten Feinde, wenn er in der Not mich um etwas bäte, wolte ich es ihm nicht abschlagen, um destomer würde ich immer mit Rat und Tat denen, die ich liebe, beistehen. — Dies lehrt mich Natur und Pflicht. Und sonst hat es ja der Kurfürst selbst gewolt, dass Drexel zu einem Pfarrer gehe. O Freund, hier könte sich mein ganzes Blut empören, dass eine Regierung mich zu einem undankbaren, gefühllosen Schurken machen möchte.

Doch weiter mit den lächerlichen Verbrechen, die man mir andichtete. Das 4te bestund darin, dass man noch 2 Reden und ein Protokol von 1783 bei mir gefunden hätte, da ich doch, vermöge meines eingegebenen Reverses alle Ordenspapiere hätte einsenden sollen. Zur Antwort zeigte ich ihnen ein Couvert, das unter den mir abgenommenen Papieren auch da lag, worin geschrieben stund, dass ich diese Papiere 3 Wochen später als die Zeit, wo ich diesen Revers ausstellte, überkomen, da mir nämlich Kapfinger solche, als noch vorgefundene Papiere zugeschikt hätte. Umsonst, sezte ich hinzu, können Sie aus diesen O. Papieren urteilen, ob unsere Lehre gefärlich, und wir diese Verfolgungen

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_311.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)