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»Die vorgefundene Briefschaften und Papiere hätten entdeckt, dass ich der Illum. Sekte durch meinen Revers nur in blosen Worten nicht aber im Werk entsagt hätte, vielmehr durch geheimen Briefwechsel, unter dem Vorwand, dass dadurch Tugend und Aufklärung erzielt würden, die Illumination fortzusezzen gesucht. Um nun mich naseweisen Philosophen und Illuminaten von einer so verfürerischen Sekte, von der man weder an mir, noch an meinen Mitbrüdern die vorgespiegelte Verbesserung der Sitten und Aufklärung des Verstandes wahrneme, auf den rechten Weg der Tugend und Aufklärung zu bringen, solte ich auf unbastimte Zeit in das hiesige Franziskanerkloster überbracht, um dort in der kristkatolischen Sitten- & Glaubenslehre unterrichtet zu werden.«


Ich versezte nur, dass ich die Gesezze der Subordination wüsste; sonst nichts, und gieng ganz gelassen und ruhig mit dem Plazhauptmann, dem ich meinen Degen behändigte, in den Arrest.

Der P. Guardian empfieng mich ganz höflich und wiese mir eine Zelle an. Das erste, was sich darin meinen Augen darbot, war des P. Merz und Schönbergs Schriften, die seitwärts in einem Bücherschranke lagen. Sie sollen meine Lektüre ausmachen: dies war wirklich erkünstelte Bestrafung meiner Richter. Bald darauf kam der P. Lektor, dann der Provinzial und wolten mir Trost einsprechen. — Ich versezzte, dass sie in Bälde sehen würden, dass ich keines bedürfe, indem es mir ser wohl zu Mute wäre. Der P. Lektor versicherte mich des anderen Tages, dass er gewiss an keinen Religionsunterricht dächte, und dass mir ihre ganze Bibliothek offen stünde. Bald darauf wurde ich mit diesen Mönchen vertraulicher, und sie bezeugten mir die grösste Achtung.

Sonst bin ich ruhig und froh, und warum solte ich es nicht sein? hier sind ja auch Geschöpfe — Menschen, mit denen ich simpatisiren kan; man versezze mich, wohin man wil, in der Sandwüste Libiens, oder im kalten Siberien, und ich wil Narung für meine Gefühle finden: und sonst, wenn man den Mönch von den Schlakken und Dunst, womit Erziehungsvorurteil und sein Stand ihn umnebelt, reinigen kan, so findet man auch unter der Kutte gefühlvolle, und, was mir zwekmäsiger ist — leidende Herzen.

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_314.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)