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Ich sehe mich wie einen Missionär an, den der O. irgendwo in unwirtbare, barbarische Länder versezt hat — ich predige nun den Mönchen unsere Lehre. Meine Lebensart (denn ich esse weiter nichts, als eine Eierspeise zu Mittag und früh und abends trinke ich kalte Milch) meine Ruhe und Heiterkeit, alles, was ich sage und tue, ist den guten Patern neu und paradox; sie fangen schon an, in der Stadt die Illuminaten zu verteidigen, und wenn es noch lange so währt, so bin ich im Stande, Ihnen das ganze Kloster zuzuführen.

So steht es bisher. Izt, was ich zu tun willens bin. Ich denke den Zeitpunkt abzuwarten, bis es meinen Richtern gefalle, mir meine Freiheit wieder zu schenken, dann will ich, wie es die Militärordnung mit sich bringt, dem Regiment eine Schrift einreichen, worin ich sagen werde, dass ich überzeugt wäre, mich durchgehends als einen folgsamen Untertanen bewiesen zu haben, dass nun meine Rolle ausgespielt wäre, und dass ich um die Erlaubniss bäte, zu quittiren: welches ich ihnen, der Sache und mir schuldig bin. Ich erwarte sehnlichst ihre Antwort über das Ganze, und ob Sie mit mir und meiner gehabten Auffürung zufrieden sind, auch ob, wenn ich das Kloster verlasse, irgendwo in der Ferne nebst einem Zimmer, täglich eine Milch- und Eierspeise umsonst bekommen könte, denn ich kan kein Handwerk und habe auch kein Geld. Leben Sie wol, und halten Sie mich noch immer wert, mich Ihren Schüler zu nennen.

J. Meggenhofen.


Meggenhofen führte nach seiner Entlassung aus dem Kloster seinen Entschluss aus. Er erbat und erhielt seinen Abschied. Leider endete das Leben des noch jungen Mannes am 26. Oktober 1790 tragisch. Bei einer Überfahrt an einer reissenden Stelle des Inn schlug das Boot um und Meggenhofen ertrank; sein Leichnam wurde nicht sogleich gefunden. Ein würdiger Vertreter des Pfaffentums behauptete infolgedessen, dass der junge Mann als ehemaliger Illuminat gleich mit Seele und Leib zur Hölle gefahren sei. Das Auffinden der Leiche am 10. Januar 1791 machte dieser menschenfreundlichen, priesterlichen Aussage jedoch ein Ende.

Durch den bereits geschilderten Tod des Priesters Lanz, der in der Broschüre »Volksaufklärung« (s. S. 3 die Fussnote) nicht ohne Absicht ausdrücklich als Protestant bezeichnet

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_315.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)