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Bald nach diesem wurden die ersten Opfer bekannt, die auf Befehl Carl Theodors in aussergerichtliche Verhöre verwickelt wurden und trotzdem der Bestrafung entgegengingen.

Der Stadtoberrichter Fischer zu Ingolstadt wurde zuerst seines Amtes entsetzt und mit seiner Familie einfach dem Elende preisgegeben. Als sein Kollege, der Stadtrat von Dilling, einigen Bekannten gegenüber sein Mitleid darüber äusserte, wurden dessen Worte sofort dem Kurfürsten hinterbracht, und er beorderte den Stadtmagistrat von Delling, diesen ohnehin sehr renommierten Freigeist und Illuminaten, zur Verantwortung zu ziehen. Als Hauptverbrechen gibt der Befehl (den der preussische Gesandte v. Schwarzenau sogar abschriftlich dem König von Preussen als ein Beweis der Nichtigkeit solchen Verfahrens einsandte) an, dass verschiedene Winkoppische Druckschriften bei ihm eingelaufen und aus seiner Hand in andere Hände gegangen wären.

Im Verhör sagte von Delling aus, er habe nur gesagt, dass es ihm unbegreiflich sei, dass ein ihm zwei Jahre lang bekannter Mann, dessen Charakter ihm sehr schätzbar geworden, nunmehr Verbrechen habe begehen können, die den Kurfürsten veranlassen, ihn mit Weib und Kind unerwartet und schnell brotlos zu machen, dass die Ursachen zurzeit noch dem Publikum unbekannt sein müssten. Bezüglich der Drucksachen gesteht er, den Winkoppischen Deutschen Zuschauer[1] gekauft und gelesen zu haben, es sei ihm nicht eine Verordnung bekannt, die die Beschaffung und Lesung dieses Journals verbiete, noch weniger könne man aus dem Besitz desselben schliessen, er billige alles, was die Schrift enthält, er werde es ferner aber weder kommen lassen, noch lesen.

Am 24. August 1785 kam von Serenissimi das Urteil über von Delling. Dasselbe ist ein bleibendes Zeugnis der Despotie jener Zeit und lautete auf: — scharfen Verweis, dreitägigen engen Arrest, Kassation unter Bedrohung einer noch weit empfindlicheren Strafe, wenn er sich weiter mit respektwidrigen Reden oder mit Beischaffung, Bewahr oder Verbreitung verbotener Schriften betreten lassen würde. Wegen des auf sich geladenen Verdachtes sind von Zeit zu Zeit unversehene Visitationen vorzunehmen. — —

  1. Dass dieses Blatt, aus dem wir die vorhergegangenen Briefe entnahmen, dem Kurfürsten wegen seiner offenen Rede besonders verhasst war, ist begreiflich.
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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_322.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)