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Unrecht zu; infolgedessen erschienen ihm auch die ersten Aufnahmefragen, die der Kommission höchst auffallend schienen und Gehorsam gegenüber dem Orden verlangten, keineswegs bedenklich. Über die Rezepte gibt er genau an, dass er sie der Kuriosität halber sammelte, nie daran dachte, sie zu gebrauchen, und dass sie auch von niemandem jemals gebraucht worden wären. Das so gefährliche Aqua tofana-Rezept entpuppt sich als alberne Mystifikation. Man sollte nach diesem ein Schwein in besonderer Art füttern und dann aus seinem Fett das tödliche Gift herausdestillieren können!! Die unter den Papieren gefundene Beschreibung und Zeichnung einer Brennkiste, zu dem Zwecke, die in solcher Kiste befindlichen, aufbewahrten Papiere plötzlich verbrennen zu lassen, war einem alten Folianten entnommen, Versuche zur Herstellung derselben nie unternommen. Ebenso verhielt es sich mit der Herstellung eines geheimen Schlosses. Die berüchtigten Abortusrezepte, von denen vermutet wurde, Weishaupt habe sie bei seiner delikaten Angelegenheit benutzt, während M. nachweist, dass dieser sie gar nicht kennen konnte, sind unschädliche Aufgüsse von Petersilienkraut, Kamillen und Knoblauch. Nur ein einziges angegebenes Mittel kann wirksam sein; natürlich nennen wir es hier nicht. Alle diese Dinge, sowie weitere Rezepte zu sympathetischen Tinten und anderen Dingen waren alten Büchern (es werden Wiglebs und Kirchers Schriften angegeben) entnommen, und 1778 schon Zwackh übergeben worden, weil der noch sehr jugendliche Massenhausen sich vom Orden zurückzog. Öfter hatte er im Lauf der Jahre Zwackh gebeten, den Plunder, wie er sagte, zu verbrennen, es war jedoch nicht geschehen; wie wir aus Zwackhs Angaben schliessen können, rein aus vergesslicher Sorglosigkeit, und nur dadurch wurde beiden später ein böser Strick gedreht. Irgend eine böse Absicht kommt bei dem ganzen Verhör nicht zum Vorschein,[1] man mag die Sache drehen wie man will. Auch die Kommissäre haben trotz aller getreulich aufgezeichneten, verfänglichen Fragen eine solche nicht nachweisen können.

Eine Schuld musste aber um jeden Preis nachgewiesen werden, sonst wäre das ganze Verfolgungssystem zusammengefallen, infolgedessen blieb Massenhausen in Arrest.

Nach 22tägiger Haft schrieb er erfolglos dem Rat Engel einen Brief mit der Bitte, den Kurfürsten um Haftentlassung


  1. Abschrift des Protokolls in Händen des Autors.
Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_327.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)